Hyères, die
Dritte - Tauchen à la Francaise (August 2006)
Das Urlaubsziel
Jedes Jahr stellt sich auf’s Neue die Frage, wo man/frau als
engagierter
Sporttaucher sommers sein Urlaubsziel wählen sollte, wenn man kein
Interesse
daran hat, in Ägypten sich von ebenso jungen wie unerfahrenen
Diveguides
gängeln zu lassen bzw. sich durch ein ebenso teures wie
unnützes
sog. „Tech-Brevet“ 10 läppische zusätzliche
Tiefenmeter zu erkaufen
und des Weiteren ebenso teure wie schlecht ausgerüstete und
überdies
völlig überalterte und enge Segelschiffe im Mittelmeer
verabscheut,
wo man zwar im Extremfall vollständig nach Desperadoart tauchen
kann
(wenn man das denn möchte) aber ansonsten weder Komfort noch
Ambiente
vorfindet.
Und was tut man, wenn man im Sommer dann noch zusätzlich unbedingt
in
die Sonne möchte? Dann gibt es fast nur eine Alternative:
„Vive la France!“.
Die französische Südküste bietet für den
fortgeschrittenen
Sporttaucher alles, was das Herz begehrt. Wracks in Hülle und
Fülle,
interessante Küstenabschnitte mit einer reichhaltigen Flora und
Fauna,
mediterranes Essen und Lebenskultur und vieles andere mehr.
Voraussetzung
für den ultimativen Tauchspaß ist allerdings nach wie vor
das
richtige Brevet. Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Ohne
CMAS***
geht hier gar nichts, oder zumindest nur sehr wenig.
Warum ist das so? Im Gegensatz zu Deutschland ist in Frankreich das
organisierte
Tauchen mit einer Tauchbasis gesetzlich klar geregelt. Was wer darf
bzw.
nicht darf, steht in einem Verordnungstext des französischen
Sportministeriums.
Wie sieht das im Einzelnen aus?
Taucher mit CMAS*-Brevet dürfen überhaupt nicht autonom
tauchen,
sondern bedürfen immer der Begleitung eine Tauchlehrers bzw. eines
Tauchers
der Ausbildungsstufe "P4" (niveau pratique quatre), mit dem sie nicht
tiefer
als 20 m, in Ausnahmefällen 25 m, tauchen dürfen. Für
außerhalb
Frankreichs brevetierte CMAS-Taucher entspricht die Ausbildungsstufe P4
dem
CMAS***-Brevet.
Auf Brevets von Nicht-CMAS-Organisationen wird in dem besagten
Verordnungstext
keinerlei Bezug genommen, so dass diese Brevets mangels gesetzlicher
Grundlage
faktisch auch nicht anerkannt sind. Es besteht allenfalls die
Möglichkeit,
bei einer Basis erst einmal einen Check-Tauchgang mit
Tauchlehrerbegleitung
zu machen und sich anschließend von diesem Tauchlehrer je nach
Art
des vorgelegten Brevets, der Anzahl der Tauchgänge und des
Eindrucks
beim Check-Tauchgang ein entsprechendes CMAS-Äquivalent
attestieren
zu lassen (maximal Niveau 3). Dieses Attest gilt dann jedoch nur
für
die Dauer des jeweiligen Aufenthalts und im Rahmen des Tauchens mit
dieser
einen Basis. Ein Tauchlehrer der Basis erläuterte uns, dass man
ganz
besonders kritisch gegenüber Tauchern sei, die lediglich ein paar
Tauchgänge
und ein PADI-OWD-Brevet vorweisen könnten, da diese
erfahrungsgemäß
zumeist "rein gar nichts" könnten.
Die amerikanischen Fackelträger und ihre Artverwandten gelten hier
folglich
nicht viel. Und wie uns eine Tauchlehrerin der Basis in einem
Gespräch
mitteilte, bekommen diese amerikanisch geprägten
Pseudoausbildungen
(allen voran die Truppe mit eben jenem Fackeltaucher) in Frankreich aus
diesen
gerade geschilderten Gründen seit Jahren nur schwer ein Bein auf
den
Boden, und es sei auch nicht absehbar, dass sich dies irgendwann
ändere.
CMAS **-Taucher (plongeurs de niveau 2) sind, sofern sie
volljährig
sind, berechtigt, autonom, also auch "mit ihresgleichen", bis in eine
Tiefe
von 20 m, in Ausnahmen auch 25 m, zu tauchen. In Begleitung eines
Tauchers
mit der Brevetstufe von mindestens "P4" erweitert sich dies auf 40-45
m.
Als CMAS ***-Taucher (plongeurs de niveau 3 bzw. niveau 4) liegt die
gesetzlich
zulässige Maximaltiefe mit Pressluft bei 65 Metern.
Theoretisch belanglos sind all diese Regelungen natürlich dann,
wenn
man als kompletter "Selbstversorger" in Frankreich taucht. Wer die
Dienstleistungen
eines Tauchclubs oder einer kommerziellen Basis gar nicht erst in
Anspruch
nehmen möchte, darf prinzipiell tauchen, wie er möchte, sogar
ohne
jegliches Brevet. Unangenehm könnte die Angelegenheit aber im
Falle
eines Unfalls für entsprechend brevetierte Begleiter bzw.
Organisatoren
werden, weil der Umfang von deren Mitverschuldens wohl nach dem Motto
"Sie
als brevetierter Taucher hätten aber wissen müssen, dass..."
am
Regelungsinhalt dieser französischen Tauchverordnung gemessen
werden
würde.
Das Ergebnis dieser sehr strengen Regeln ist insgesamt positiv: Durch
die
starke Beschränkung der unteren Brevetstufen ergibt sich für
die
Taucher ein hoher Anreiz, nach der Erfüllung der entsprechenden
Vorbedingungen
(Mindestalter, Tauchgangszahl seit Ablegen der letzten Brevetstufe)
eine
höhere Qualifikation anzustreben. Dadurch steigt unserer
Beobachtung
nach der Anteil der gut qualifizierten Unterwassersportler sehr stark
an.
Also benötigt man, wenn man vollständig autonom tauchen will,
das
Niveau 3 oder 4 als unabdingbare Voraussetzung.
Nun also zu unserer insgesamt dritten Reise nach Hyères:
12.08.2006, Samstag.
Abfahrt in Karlsruhe gegen 7:30 Uhr. Über die deutsche A5 und dann
weiter
die A36 ff. bis Lyon sind wir, wie geplant, ohne irgendwelche Probleme
gefahren.
Aber dann.... Schon bei Lyon meldet „Radio Traffic“ auf
107,7 MHz dieses
überaus hässliche Wort, das uns fortan bis in den späten
Abend
begleiten sollte: „bouchon“, zu deutsch
„Korken“ oder „Stopfen“ und das ist
französische Wort für „STAU!!!“.
Durch Lyon kommen wir noch gut, weil wir uns den Stau auf der
Umgehungsautobahn
sparen und die alte Stadtautobahn nutzen. Aber am Ende bei Vienne geht
es
dann los, bzw. es geht erst mal gar nichts mehr.
Aber klar doch, in Frankreich ist dieses Wochenende „weekend
prolongé“,
d. h. am Dienstag ist Maria Himmelfahrt und da zieht es Monsieur und
Madame
Dupont zu Millionen in den Süden. Ab Vienne benutzen wir daher die
„Route
national“ Nr. 7, kurz „RN 7“, denn warum sollte man
die teure Autobahngebühr
bezahlen und sich dabei für viel Geld wenig bis kaum fortbewegen
können?
Also tanken wir in Vienne ausgangs des Rhonetals erst mal den Wagen
auf.
Und hier gibt es auch gleich Stress, weil es ein paar hinter uns in der
Schlange
an der Tanke stehenden Franzosen, die anscheinend algerischer
Abstammung
sind, nicht schnell genug geht. Die jungen Heißsporne sind wohl
etwas
hitzig, hupen wie geistesgestört und betonen gestenreich, ich
möge
doch sofort aus der Tanke herausfahren. Meine Geste, diese vermeidbare
Lärmbelästigung
doch bitte zu unterlassen, weil es dadurch auch nicht schneller gehe,
wird
ebenso gestenreich mit der Aufforderung zu einer kleinen
Spontanschlägerei
beantwortet. Bevor ich mich entscheiden kann, auf dieses überaus
freundliche
Angebot des etwas kleingewachsenen Fahrers einzugehen, löst sich
das
Problem (bzw. der Stau in der Tankstelle), und wir fahren davon. Und
eigentlich
habe ich auch besseres zu tun, als einem hitzigen Maghrebiner die Nase
einzudellen.
Vielleicht ein andermal.
Ab Vienne führt die A7 parallel zur RN7, und wir schauen uns von
weitem
immer mal wieder den dortigen Stau an, der sich dort alle paar hundert
Meter
spontan bildet und ebenso spontan wieder auflöst. Dann läuft
es
dort plötzlich auf der „Autoruote“ wieder, und wir
begehen den fatalen
Fehler, auf diese zurück zu fahren. Schöne Sch...., denn
sofort
stehe wir im nächsten Stau. Also wieder runter von der Autobahn
und
zurück auf die Nationalstraße, auf der es allerdings
mittlerweile
auch nicht schneller geht. Nachdem also „Plan A“ (A7) und
„Plan B“ (RN7)
komplett versagen, kramen wir in unserer grenzenlosen Verzweiflung -
schließlich
wollen wir eigentlich zum Abendessen in Hyères sein -
„Plan C“ heraus:
Mit Hilfe einer detaillierten Straßenkarte fahren wir ins
Hinterland
und bewegen uns leidlich parallel zu A7 und RN7 nach Süden. Das
funktioniert
erstaunlich gut, wir erreichen Durchschnittsgeschwindigkeiten, von
denen
wir noch eine Stunde zuvor niemals zu träumen gewagt hätten.
So
erreichen wir nach etwas mehr als 2 Stunden schließlich Orange,
wo
sich die A7 in einen östlichen und einen westlichen Teil
verzweigt.
Allerdings ereilt uns dort ab dem Ortseingang nochmals ein Megastau,
weil
offensichtlich viele Leute die gleiche Idee mit dem Ausweichen auf
Nebenstraßen
hatten. Wir durchfahren dann den Orange auf Schleichwegen und kommen so
weiter
in Richtung Avignon. Dort geht es auf der Autobahn weiter, und wir sind
nach
ein oder zwei kleinen und daher völlig zu vernachlässigenden
Mini-Bouchons
auf dem Weg nach Toulon. Wenig später erreichen wir dann sogar
Hyères.
Mittlerweile ist es allerdings gegen 21:00 Uhr und die Sonne geht
gerade
unter. Aber immerhin: Es ist noch derselbe Tag, an dem wir
losfuhren....
13.08.2006, Sonntag: "Escampo"
Nach der doch etwas das Nervenkostüm strapazierenden Anreise
schlafen
wir erst einmal aus und besuchen erst am Nachmittag die Tauchbasis. Sub
Plongée
- für diejenigen, die unsere früheren Berichte aus
Hyères
nicht kennen - auf der Halbinsel Giens, die Hyères vorgelagert
ist.
Über Mittag ist der Laden allerdings geschlossen, so dass wir um
13:00
Uhr nur das Schild an der Tür begrüßen dürfen "Bin
gleich
zurück“. Wir nehmen vor der Basis auf ein paar
Campingstühlen Platz,
die offensichtlich auch schon bessere Zeiten gesehen haben. Schön
zu
sehen, dass der Laden immer noch so verranzt ist wie letztes Jahr. Wenn
sich
auch sonst nichts geändert hat, dürfte einem schönen
Tauchurlaub
nichts mehr im Wege stehen.
Irgendwann kommt dann Phillppe, der Baseneigentümer, ans Fenster
der
Wohnung über der Basis, sieht, dass Kundschaft da ist,
schließt
folglich, ganz Geschäftsmann, den Laden auf und begrüßt
uns.
Ich bekomme die Hand und ein freundliches „Bonjour, comment
ça va?“,
Claudia als Frau zusätzlich „Bussi, Bussi“. Man ist
schließlich
in Frankreich, wo sich mittlerweile auch Männer gelegentlich mit
Küsschen
begrüßen. Ach, wie süß!
Die Anmeldeformalitäten sind schnell erledigt, ein kurzer Blick
des
„patron“ auf das „cerficat medical“, und wir
sind mal wieder eingeschrieben.
Auf die Frage, ob wir sofort mitfahren wollen, denn schließlich
steht
die Nachmittagssausfahrt an, laden wir unsere Gerätschaften aus
dem
Auto auf den Basenanhänger und sitzen wenig später im "camion
blanc“,
dem Kleinbus, mit dem die Gäste von der Basis zum Anlegesteg im
Fährhafen
an der Tour Fondue, der Spitze der Halbinsel von Giens, gefahren
werden.
Unsere Flaschen (Mono-15 für Claudia, Doppel-10 für mich)
kommen
in den roten Lieferwagen (camion rouge) und werden separat zum Boot
verfrachtet.
Wenn schon der 'camion blanc' für einen deutschen
TÜV-Prüfer
ein Freudenfest wäre, so wäre sein roter Bruder die
Vereinigung
von Ostern, Pfingsten, Weihnachten und diversen anderen Feiertagen. Er
hätte
wohl über viele Stunden seine schiere Freude an der Karre,
während
er mit einem Schraubendreher den Unterboden nach Herzenslust
perforieren
dürfte. An den Schwellern bilden sich wunderbare lange Risse,
deren
rostrote Farbe auf ein kleines Korrosionsproblem, das die Firma Peugeot
mit
ihren älteren Fahrzeugen hat, hindeuten könnten. Auch die
Abgasnormen
dürfte diese ehemals knallrote Rostlaube kaum einzuhalten in der
Lage
sein. Aber egal, die Wanne läuft, und das reicht wohl. Wir
vermuten
schlicht und einfach, dass die Basis ein Übereinkommen mit dem
französischen
Ableger des TÜV hat, dieses Fahrzeug nur auf dem Weg zwischen der
Basis
und der Hafenmole zu benutzen und das restliche Straßenwesen
damit
zu verschonen.
Am Fährhafen der Tour Fondue angekommen, sind immer alle Taucher
herzlich
eingeladen, zum Gelingen der Ausfahrt mit beizutragen: Es werden stets
hilfreiche
Hände gebraucht, die den Basenangestellten und
"Ferien-Freiberuflern"
(Tauchlehrer, die schon seit Jahr und Tag ihren Sommerurlaub bei Sub
Plongée
verbringen und sich gegen freies Tauchen in den Dienst der Basis
stellen)
helfen, die Anhänger vom 'camion blanc' abzukuppeln, die Flaschen
aus
dem 'camion rouge' auszuladen und auf Wägelchen zu legen, mit
denen
man sie dann genau wie auch die übrigen
Ausrüstungsgegenstände
ratternd über den Anlegesteg bis zum Tauchboot karrt, etc. Ein
Mittaucher
konstatierte grinsend: "Ce n'est pas le Club Med, ça, n'est-ce
pas?"
Recht hatte er!
Die erste Tauchausfahrt führt uns durch beachtliche Dünung in
Richtung
Westen zum Platz "Escampo“. Dort werden einige Schnuppertaucher
("baptêmes“)
von den Tauchlehrern der Basis auf ihren ersten Unterwasserschritten
begleitet.
Hervé, der heutige Kapitän der "Subtil", gibt uns eine
kurze,
separate Tauchplatzbeschreibung, erklärt uns, wo es für uns
etwas
zu sehen gibt und wie die mutmaßlichen
Strömungsverhältnisse
sind, und wünscht uns dann einen angenehmen Nachmittag. Wir
tauchen
ab auf 33 m und wundern uns, dass das Wasser nur eine Temperatur von
16°C
hat. Selbst in 8 m Tiefe sind es noch immer nur 17°C. - Der Wunsch
nach
einem Trockentauchanzug wird plötzlich übermächtig...
Der
Grund für die wenig sommerlichen Wassertemperaturen ist schnell
erklärt:
Nachdem es kurz vor unserer Ankunft einen Monat lang noch extrem
heiß
und windstill gewesen war, setzte vor einigen Tagen ein Wetterumschwung
ein,
und die nunmehr durch einen starken Wind rau gewordene See kehrte eben
jenes
kalte Tiefenwasser nach oben, in dem wir gerade paddelten.
14.08.2006, Montag: "Escampo Barriou"
Für den Vormittagstauchgang treffen sich die Taucher gegen 8:00 an
der
Basis und werden mit den bereits erwähnten immer noch fahrbaren
Untersätzen
zum Anlegesteg befördert. Wir schippern daraufhin mit der
"Subtil“ wieder
zu eben jenem Tauchplatz bzw. einige Meter weiter, an dem wir auch
gestern
Nachmittag unseren ersten diesjährigen Kontakt mit dem Wasser des
Mittelmeeres
hatten.
Schon im Kleinbus fiel uns eine Gruppe von Tauchern auf, die im
Gegensatz
zu den meisten anderen Tauchsportfreunden der Basis eine ziemlich
große
Klappe führten - von wegen, wie viel Taucherfahrung sie an
den
hier in Rede stehenden Tauchplätzen vorzuweisen hätten.
Später
zeigte sich allerdings, dass großes Mundwerk und
Tauchfähigkeiten
nicht unbedingt deckungsgleich sein müssen. Diese Gruppe von
Tauchkaspern
war nämlich die einzige vom Boot, die es nicht schaffte, bei
starker
Strömung das Tauchschiff wieder anzutauchen und daher mitten in
der
See aufgefischt werden musste. Wie sagte doch ein Mittaucher: „Il
faut se
méfier des grands parleurs...“ (Man muss
Großmäulern gegenüber
misstrauisch sein). Nun ja, dem ist eigentlich nichts
hinzuzufügen.
Schön ist allerdings, dass diese Maulheldentruppe die absolute
Ausnahme
war.
15.08.2006, Dienstag: Wrack der "Donator"
Ein Tauchgang zum Wrack der "Donator“ (gesunken unter ihrem
letzten Namen
"Prospero Schiaffino“). Zuerst stand zwar die benachbarte
"Sagona“ (die so
genannte "Le Grec") auf dem Programm, allerdings lagen hier bei unserer
Ankunft
schon einige Tauchboote, so dass der Kapitän ein kurzes Referendum
durchführte
und auf mehrheitlichen Beschluss der Taucher dann eben die
"Donator“ angefahren
wurde.
Den Abstieg auf 50 Meter Tiefe zum Heck der "Donator" haben wir in 3
Minuten
am Ankerseil zügig absolviert. Unten angekommen, besuchen wir
zuerst
die Schraube, die wunderbar mit Gorgonien bewachsen ist. Von diesem
tiefsten
Punkt des Tauchgangs geht es nach innen in das Schiff hinein.
Verschiedene,
teilweise recht enge Gänge beherbergen allerlei an
größerem
und kleinerem Getier. Man sieht Zackenbarsche, Muränen,
Congeraale,
Langusten und diverse Schwarmfische.
Das Schiff war ein Weinfrachter, das Ende 1945 auf eine aus dem 2.
Weltkrieg
übrig gebliebene Mine lief und recht gut erhalten ist. Daher sind
die
Innenräume auch entsprechend gut mit allerlei
Versteckmöglichkeiten
für diese Tiere angefüllt. Besonders lohnend ist ein Blick in
die
engeren Durchlässe, da sich die Tiere vielfach dorthin
zurückziehen,
um dem allmorgendlichen Ansturm der Taucher etwas zu entkommen. Bei
jedem
Tauchgang an den beiden Wracks nehme ich mir nur einen bestimmten
Bereich
vor, der dann genauer abgesucht wird. So findet man zwischen
Rohrleitungen,
in Schaltkästen und Nischen immer etwas Neues.
Die Dekompressionsphase nach der Grundzeit von ca. 20 bis 22 Minuten
wird
dann auch wieder am Ankerseil durchgeführt. Hier treffen sich dann
alle
Taucher der Gruppe in schöner Regelmäßigkeit wieder, um
sich
danach in 6-9 m Tiefe auf die um das Tauchboot abgehängten
Bleileinen
zu verteilen.
Uns fällt auf, dass im Gegensatz zu unserem ersten Besuch vor
einigen
Jahren die Taucher keine Tabelle mehr benutzen, also die „gute
alte“ MN90,
die keine Dekostopps unterhalb von 6 Metern vorsah, sondern dass nun
auch
hier der Tauchcomputer seinen Einzug gehalten hat. Allerdings werden
hier
keine überteuerten High-Tech-Geräte benutzt, die einen
Funktionsumfang
besitzen, den kaum ein Sporttaucher jemals wird nutzen können und
deren
Verwendung hauptsächlich dem Prestige des Besitzers dient, sondern
es
werden Allerweltsgeräte wie z. B. Aldadin oder Suunto Vyper
verwendet.
Insgesamt ist die Ausrüstung der französischen Taucher sehr
einfach
gehalten und offensichtlich auch seit Jahren in Gebrauch. Die meisten
führen
diese Tauchgänge in eine Maximaltiefe von 60-65 m mit nur einer
ersten
Atemreglerstufe aus, gelegentlich sieht man auch Taucher mit deren
zwei.
Auch den neumodischen „Techtauchkram“, den man in unseren
Breiten selbst
am flachsten Baggersee mittlerweile häufig antreffen kann, sucht
man
hier vergebens: Stage-Flaschen, egal mit welcher Füllung,
verwendet
hier niemand. Backplates erst recht nicht. Und
Gasentladungs-"Fischgrills"
mit der Lichtstärke einer Straßenlampe an einer
Hauptstraße
sucht man ebenfalls vergebens. Keine der Tauchflaschen ist nach den
neuen
Farbvorgaben lackiert, aber dafür haben z. B. alle noch
selbstredend
ihre Standfüße. Ich frage mich auch, wie die
Basisangestellten
reagieren würden, wenn ich die Standfüße meiner
Flaschen
einfach mal entfernen würde. Wie sollten die Flaschen denn dann
stehen
bleiben am Kompressor, im Transportwagen und auf dem Boot, wo sie
aufrecht
stehend mit Gummiseilen vertäut werden??? - Das wäre
das
reine Chaos und gefährlich noch dazu.
Auch die Notwendigkeit von Metallfedern als Flossenbandersatz oder
überlangen
Atemreglerschläuchen würde sich hier keinem Taucher ernsthaft
erschließen.
Dafür aber führen diese Taucher ihre Deko-Bojen nicht, wie
andernorts
schon so häufig beobachtet, als Dekorations-, sondern als
Dekompressionsbojen
mit, d.h. sie können mit selbigen so umgehen, dass sie damit weder
Fahrstuhl
fahren, noch sich oder ihre Mittaucher strangulieren.
16.08.2006, Mittwoch: "La Roche à Meroux“ und "Tombant de
la Calanque
du Blé"
An diesem Tag unternehmen wir zwei Tauchgänge an felsigen
Küstenabschnitten.
Besonders am ersten Tauchplatz fallen die vielen Oktopusse auf, die
sich
in den Felsspalten eingenistet haben, und wir sehen einige Hai-Eier,
die
in ihren 'Verpackungen' an Gorgonien hängen. Das Wetter beruhigt
sich
langsam und das Wasser wird wieder wärmer. Die Temperatur an der
Oberfläche
beträgt immerhin schon wieder 20°C.
17.08.2006, Donnerstag: "Le Sec du Langoustier"
Ursprünglich sollte die Ausfahrt nach "La Gabinière", einem
kleinen
Felseiland vor der Insel Port Cros, führen. Wegen des Nebels an
diesem
Tag erschien dies dem Kapitän jedoch zu riskant, weil dort
erfahrungsgemäß
unstete Strömungsverhältnisse herrschen und er wenig Lust
verspürte,
gegen Ende des Tauchgangs bei nur 30-50 m Sicht auf die Suche nach den
Deko-Bojen
seiner Taucher gehen zu müssen. Also wurde umdisponiert und zu
dieser
Untiefe vor der Insel Porquerolles gefahren, die eine Maximaltiefe von
ca.
40 m aufweist. Sie ist sehr zerklüftet mit Felsspitzen, die bis
auf
ca. 17 m hinauf reichen, so dass sich hier viel marines Leben
erspähen
lässt: Muränen, eine ganze "Familie" Zackenbarsche in
respektabler
Größe und allerlei Kleingetier.
Während der Dekompressionsphase kommen in 0-5 m Tiefe
plötzlich
Schwärme von Quallen mit teilweise über einen Meter langen
Nesselfäden
an uns vorbei. Trotz aller Vorsicht berührt mich eines dieser
Tiere
mit seinen Nesselfäden an der Unterlippe und beschert mir ein
Dekoerlebnis
der ziemlich schmerzhaften Art. Also ist nach der Rückkehr an Land
erst
einmal ein Besuch in der nächsten Apotheke angesagt. Nach einer
Behandlung
mit einem Gel gegen die Verbrennung durch das Nesselgift verschwinden
die
Symptome allerdings innerhalb eines halben Tages bis auf eine
Reströtung,
die noch mehrere Tage anhält.
18.08.2006, Freitag: Wrack der "Grec" (letzter Name "MS Sagona")
Dieses Wrack heißt "der Grieche", weil seine letzte Besatzung aus
Griechenland
stammte. Es lief, wie auch die "Donator", nach dem Ende des 2.
Weltkrieges
auf eine nicht geräumte Mine und wurde in der Mitte auseinander
gerissen.
Das Unglück kostete drei Seeleute das Leben.
Auch hier beschleunigen wir den Abstieg und lassen uns fast ungebremst
auf
40 m Wassertiefe durchfallen, um möglichst viel der Grundzeit am
Wrack
selbst zubringen zu können.
Der Teil der "Sagona", den wir betauchen (der "abgesprengte" Teil liegt
etwas
weiter entfernt), ist deutlich kleiner als das Wrack der "Donator".
Auch
hier findet man in vielen Durchgängen, Ritzen und Nischen eine
ungeheure
Vielfalt an Tieren. Eine Gruppe großer Zackenbarsche bewohnt
diesen
zerstörten Schiffskörper und zeigt sich ziemlich
ungerührt
von der Anwesenheit der Taucher.
Dekomprimiert wird wieder am Ankerseil bzw. an den am Boot
herabhängenden
und mit Gewichten beschwerten Seilen. Hier hängt auch jedes Mal
eine
Pressluftflasche mit einem Satz Atemregler, falls die Luft bei einem
Taucher
einmal nicht reichen sollte. Diese Flaschen werden während unseres
Aufenthalts
allerdings nie verwendet, denn die französischen Taucher
beherrschen
die Tauchgangsplanung und damit die Kalkulation des Atemluftvorrates in
Relation
zur Tauchzeit offensichtlich ohne Probleme.
Insgesamt muss man hier der Basis ein große Lob zollen, denn
Sicherheit
wird hier wirklich groß geschrieben. Und zwar Sicherheit nicht in
dem
Sinne, wie sie z. B. auf vielen Tauchbasen in Ägypten verstanden
wird
(z. B. durch rigorose Beschränkung von Tauchtiefe und -zeit),
sondern
in einem Sinne, dass zwar Tauchgänge durchgeführt werden, die
anspruchsvoll
sind, man den Tauchern aber jedwede Freiheit zugesteht, diese auch
entsprechend
sachgerecht durchzuführen. Die Tauchgangsbesprechungen sind daher
kurz,
knapp und entbehren des z. B. von den deutschen Basen in Ägypten
gewohnten
"Ihr dürft nicht...", "Nicht gestattet ist...", "Wir machen hier
nicht...."
etc. Dieser Befehlston wird hier ersetzt durch Formulierungen wie "Ich
empfehle...",
"Bitte vergesst nicht..." etc.
19.08.2006, Samstag: Wrack der "Togo"
Dieses Wrack liegt vor Cavalaire etwa zwei Bootsstunden von
Hyères
entfernt und ist ein absolutes Highlight auf unserer diesjährigen
Reise.
Es handelt sich um einen alten Kohlenfrachter, der durch eine Mine sehr
kurz
vor Ende des 1. Weltkrieges ebenfalls in zwei Teile gerissen wurde.
Diese
Mine wurde durch ein unter österreichischer Flagge fahrendes
deutsches
U-Boot ausgebracht.
Das Wrack liegt in einer Maximaltiefe von 60 Metern. Der Abstieg ist
auch
wieder extrem zügig, da wir vom Kapitän unseres Tauchbootes
darauf
hingewiesen wurden, eine Grundzeit von 15 Minuten möglichst nicht
zu
überschreiten, weil sonst die Dekompressionsphase sehr lang
würde.
Und bereits 14 Minuten auf 60 Metern Wassertiefe ergeben nach Deco 2000
bereits
folgende Dekostufen:
Dekostopp Verweilzeit
15 Meter 1 Minute
12 Meter 2 Minuten
9 Meter 4 Minuten
6 Meter 6 Minuten
3 Meter 14 Minuten
Wir betauchen zuerst das Vorschiff der "Togo" mit der mächtigen
Ankerwinde.
Der Rückweg durch einige Gänge bringt die Sichtung einer
großen
Languste, eines sehr großen Drachenkopfes und seines etwas
kleineren
Bruders. Überall in den Laderäumen befinden sich Reste der
letzten
Fracht der Togo: kleine Stücke von Anthrazitkohle.
Die größte Tiefe mit ca. 60 m erreichen wir an der Stelle,
wo
das Schiff durch die mächtige Explosion von 150 kg Sprengstoff
einstmals
auseinander gerissen wurde.
Interessanterweise spüren wir nach den vielen Tauchgängen auf
Tiefen
im Bereich 40 bis 50 Meter keinerlei Anzeichen der Stickstoffnarkose.
Ich
erinnere mich während der Endphase dieses Tauchgangs an eine
Geschichte,
die gerne in Internetforen kolportiert wird, nämlich jene, wo zwei
Taucher
auf ähnlicher Tiefe das Namensschild eines Schiffes auf Video
aufnahmen,
sich nachher aber nicht mehr an diese Tatsache erinnern konnten. Ich
kann
mich jedenfalls an die meisten Einzelheiten dieses überaus
spannenden
Tauchgangs erinnern. "So ein Mist, was in diesen Foren steht", denke
ich
mir und pünktlich nach 15 Minuten beenden wir die Erkundung und
steigen
am Ankerseil auf, um unsere gute halbe Stunde Dekompressionszeit
"abzusitzen".
20.08.2006, Sonntag: Wrack der "Ville de Grasse"
Sub Plongée bietet wenigstens einmal pro Woche eine
Sonderausfahrt
nur für Taucher der Brevetstufen Niveau 3 und Niveau 4 (was
außerhalb
Frankreichs in beiden Fällen CMAS*** entspricht) an. Diese
Ausfahrten
führen zu aufgrund ihrer geographischen Lage oder/und Tiefe
besonders
anspruchsvollen Tauchplätzen. Heute führte die Ausfahrt zur
"Ville
de Grasse", die in einer Tiefe von 49 m und somit außerhalb der
'Reichweite'
der Plongeurs 2 liegt. Die "Ville de Grasse" ist ein alter Raddampfer,
der
1851 nach einer Kollision mit einem anderen Schiff sank. Aufgrund des
'hohen
Alters' des Schiffs ist das Wrack schon stark zerfallen, aber die
Schaufelräder
sind noch gut erhalten und sehr eindrucksvoll im blauen Gegenlicht. Die
ehemals
aufrecht stehende Drezylinderdampfmaschine, namentlich die Kurbelwelle
und
die Lager der Pleuelstangen, sind noch sehr gut erkennbar. Als aktuelle
Bewohner
des Wracks finden wir einen großen Einsiedlerkrebs, mehrere
Drachenköpfe
in diversen Größen und sogar einen recht imposanten Hummer
vor,
der seine Scheren drohend in Position bringt.
21.08.2006, Montag: "Les Mèdes"
Eigentlich fährt Sub Plongée am Montag traditionell das
Wrack
der "Michel C." an, aber das Wetter macht uns einen Strich durch die
Rechnung.
Bei dieser Dünung wäre am Ende des Tauchgangs die
Rückkehr
auf das Boot zum hoch riskanten Abenteuer geworden. Also "Plan B"
– ein beschaulicher
Tauchgang an der Nordost-Ecke der Insel Porquerolles, bei dem eine
Seezunge
geschäftig vor uns herhoppelte, viele violette Flabellinas ihre
Hippie-Frisuren
wehen ließen und ein Schwarm Barrakudas zu uns hinüber
äugte.
22.08.2006, Dienstag: Wrack der "Donator"
Heute war "special day" in Sachen "Tauchen", denn es gab einige
Missgeschicke.
Der Tag fing eigentlich schon etwas unglücklich an, da mein
Tauchgerät
von der Basis nicht gefüllt worden war. So stand ich auf dem Boot
kurz
vor dem Auslaufen aus dem Hafen mit 140 bar in den Flaschen und
ziemlich
langem Gesicht und durfte mir mangels weiterer D-10-Geräte an Bord
eine
Mono-15 anstatt der D-10 an das Jacket schrauben. Also hieß dies,
alle
Befestigungen der D-10 lösen, kürzere Schrauben aus der
Werkzeugbox
zu nehmen und das Jacket für die M-15 umzurüsten. Das dauerte
allerdings
nur etwa 10 Minuten.
Am Tauchplatz angekommen, stellten wir dann fest, dass an der "Grec",
dem
ursprünglich anvisierten Ziel, bereits mal wieder zu viele Schiffe
lagen.
Ein kurzfristig einberufenes Referendum erbrachte dann das Ergebnis:
"Dann
fahren wir halt zur "Donator"!". Die See war bereits merklich
aufgefrischt,
auf den Wellen bildeten sich die ersten Schaumkronen und es deutete
alles
auf gehörige Strömung hin. Der Abstieg wurde am Ankerseil
wieder
sehr zügig vorgenommen, einige Medusen kreuzten dabei unseren den
Weg.
Über dem Schiff angekommen, standen dann dort große
Brassenschwärme
und Tausende Kleinfische verschiedenster Spezies, wie immer, wenn
starke
Strömung herrscht.
Unten am Vorschiff der "Donator" angekommen, empfing uns dann eben
diese
starke Grundströmung. Also war weiteres Abtauchen auf der
strömungsgeschützten
Rumpfseite des Wracks die beste Idee, um parallel zum Rumpf am
Meeresboden
auf knapp 50 m Wassertiefe entlang zu gehen und bei den Aufbauten
wieder
auf Deckshöhe zu kommen. Dort übertauchte ich dann zügig
das
Deck und ging auf der der Strömung zugewandten Seite der "Donator"
weiter
Richtung achtern.
Plötzlich fiel mich jemand von hinten an und begann wie wild, mich
zu
schütteln. Ich blickte in die völlig wirren Augen eines
männlichen
Tauchers, der immer wieder wie besessen die Zeigefinger seiner beiden
Hände
zusammenführte. Er wollte mir damit wahrscheinlich bedeuten, dass
ich
als Solotaucher (meine Tauchpartnerin befand sich noch irgendwo im
oberen
Decksbereich) hier nichts zu suchen hätte. Ich machte ihm mit
einer
einfachen Geste klar, dass mich sein Gefuchtel nicht im Mindesten
interessierte
und tauchte weiter in Richtung Laderaum der "Donator", den ich heute
genauer
untersuchen wollte. Als ich gerade zwischen zwei Streben in das
Untergeschoss
des Schiffes abtauchen wollte, war der Irre wieder hinter mir und
begann
wieder wie wild, mich zu schütteln. Als ich ihm wieder eindeutig
zeigte,
dass er mich in Ruhe zu lassen habe, zog er mir einfach die Maske vom
Gesicht
und trollte sich. Nach dem Wiederaufsetzen der Maske und Ausblasen
derselben
zeigte ich ihm noch kurz den bekannten "Stinkefinger" und begab mich
anschließend
in das Unterdeck. Ich fragte mich dann allerdings doch, wie jemand
unter
Wasser so derart durchknallen konnte und ob eine Stickstoffnarkose
tatsächlich
so bizarre Wirkungen haben könne. Offensichtlich schon.
Anschließend im Laderaum gab es allerdings nur einiges
Kleingetier.
Beim Verlassen des Unterschiffs traf ich meine Partnerin wieder und wir
begannen
den gemeinsamen Aufstieg am Ankerseil. Nach knapp 25 Minuten
Dekompressionszeit
waren wir wieder an Deck des Tauchbootes, und auch das Meer hatte sich
in
der Zwischenzeit etwas beruhigt, so dass es weitestgehend
unproblematisch
gewesen war, wieder an Bord zu gelangen.
23.08.2006, Mittwoch: Wrack der "Mustang"
Mal wieder Sonderausfahrt für Niveau 3-Taucher. Die "Mustang" ist
ein
Flugzeugwrack aus dem 2. Weltkrieg ganz in der Nähe der Inselchen
"Les
Fourmigues", das in 54 m Tiefe auf Sandgrund liegt. Es hat inzwischen
die
Funktion eines kleinen künstlichen Riffs übernommen und dient
nun
allerlei Meeresbewohnern als Behausung. Vor allem Drachenköpfe
haben
sich dort häuslich eingerichtet (einer thronte ungeniert auf den
Resten
des Pilotensitzes), und im Motorraum ist inzwischen ein großer
Conger
eingezogen.
Die Tauchbedingungen waren bestens – fast keine Strömung und
gute Sicht.
Da das Schiff dort nicht ankern kann und das Bleigewicht der
abgesetzten
Boje lediglich provisorisch am Flugzeugpropeller befestigt war, so dass
die
Boje lediglich als optischer Anhaltspunkt dienen konnte, setzte uns der
Kapitän
als unser 'Directeur de Plongée' pärchenweise im
5-Minuten-Takt
an der Markierungsboje ab. Rund um diese Boje stiegen wir am Ende dann
auch
wieder frei auf, dekomprimierten im Blauwasser, setzten später
– wie
vom Kapitän befohlen - pro Taucher eine Deko-Boje und ließen
uns
von ihm dann nach und nach wieder aufsammeln.
24.08.2006, Donnerstag: "La Gabinière"
Vor Hyères liegt das Naturschutzgebiet um die Insel Port Cros.
Der
Tauchplatz "La Gabinière" liegt an einer Port Cros vorgelagerten
Felseninsel.
Es handelt sich um eine Steilhalde, die bis in ca. 50 Meter Tiefe
reicht.
Dort läuft sie in einer Sandfläche aus.
Angefahren wird der Tauchplatz heute mit beiden Booten, eines für
die
Anfänger und eines für die erfahreneren Taucher. Wir fahren
heute
mal 'Holzklasse', also nicht auf dem Stahl-Kahn "Subtil", sondern auf
der
kleinen "Antarès". Mit 15 Tauchern ist das Schiff schon ziemlich
'überbevölkert'.
Trotzdem läuft das An- und Abrödeln erfreulich stressfrei ab.
Jedem
ist klar, dass sich unter diesen Bedingungen nun mal nicht alle
gleichzeitig
tauchfertig machen können. Also nimmt man Rücksicht
aufeinander
und lässt sich einfach die nötige Zeit, bis jeder seine
Siebensachen
nach und nach beisammen hat. So, wie die Buddy-Teams jeweils startklar
sind,
werden sie vom Kapitän portionsweise vor dem Eiland abgesetzt. Wir
tauchen
erst einmal ab auf eine Tiefe von ca. 20 m und treffen dort die erste
Muräne,
die ihren Kopf zwischen den Felslöchern vorwitzig hervorstreckt.
Es
geht weiter auf ungefähr 40 m Wassertiefe, wo sich große
Zackenbarsche
in größerer Anzahl zeigen, die uns bereits ab ca. 15 m
Wassertiefe
an vereinzelt begleitet hatten. Die Tauchbedingungen sind ideal: Es
herrscht
im Gegensatz zu unserem letzten Besuch keinerlei Strömung und so
tauchen
wir gemächlich ab und gehen den Abhang langsam in nördlicher
Richtung
entlang, immer in die Nischen und Ritzen der Felsen spähend.
Ab einer Wassertiefe von ca. 35 m säumen immer wieder Fächer
großer
Gorgonien unseren Weg. Wir folgen dem Fuß des Felsabhangs immer
weiter.
40, 45, 50 m zeigt der Tiefenmesser. Eigentlich müssten wir jetzt
tot
sein, wenn man dem amerikanischen Fackelträger folgt. Denn wir
befinden
uns in der Todeszone, und da wir ja auch keinerlei "Tek-Ausbildung"
haben.und
schon gar nicht über eine entsprechende Ausrüstung
verfügen,
ist die Sache natürlich hochgefährlich.
Die Sicht ist phänomenal. Große Fischschwärme sieht man
nun
um sich herum, wenn man sich auf den Rücken dreht oder in das
Blauwasser
hinausschaut. Aber nicht nur das blaue Wasser fasziniert. Überall
wird
man des Überschwanges des maritimen Lebens gewahr. Rechts
unterhalb
von uns liegt eine Gruppe kleiner Felsblöcke. Immer noch sind wir
auf
50 m. Beim Herantauchen an die Blöcke sieht man, dass sie sehr
stark
zerklüftet sind. Sie sind durchlöchert wie der
sprichwörtliche
Schweizer Käse. In jedem Loch befindet sich eine neue Spezies.
Eine
genaue Inspektion folgt. Einmal liegt ein großer Steinfisch gut
getarnt
auf dem Felsen, so dass er erst beim zweiten Hinsehen erkennbar wird.
An
anderer Stelle, in einer Spalte, einige Meter weiter, sieht man den
Körper
eines großen Congeraals. Weiß scheint der
Längsstreifen
seines Körpers durch den schmalen Durchbruch in den Felsen. Drum
herum
diverse Nacktschnecken.
Nachdem der Druckmesser am Tauchgerät nur noch 100 Bar anzeigt,
beginnen
wir den Aufstieg. 30, 25, 20, 15, 12 Meter. Auf der ersten Dekostufe
halten
wir an und lassen das gerade Erlebte an uns vorüberziehen: Einen
der
schönsten Tauchplätze des Mittelmeers.
25.08.2006, Freitag: Filets Anti-Soumarins
Ursprünglich hatte die "Donator" auf dem Programm gestanden, aber
Neptun
sah das anders. Bei diesem Wellengang war daran gar nicht zu denken.
Statt
dessen ging es dann an die Ostseite der Insel Porquerolles.
Hervé
setzte uns über den Filets Anti-Soumarins ab. Dabei handelt es
sich
um ehemalige U-Boot-Abwehrnetze aus dem 2. Weltkrieg, die einmal vor
Porquerolles
gespannt waren, inzwischen aber längst abgehängt wurden und
jetzt
als große Haufen in einer Tiefe von 30-33 m liegen. Von diesen
Haufen
gibt es sieben Stück im Abstand von 10-20 m, die nun völlig
überwuchert
sind mit Schwämmen, Anemonen und kleinen Gorgonien und allerlei
Getier
Zuflucht bieten. Die Filets Anti-Soumarins sind ein richtiger
Stöber-Tauchgang,
für den das Mitführen einer Lampe sehr hilfreich ist. Dann
kann
man nämlich im Geflecht der Netze Diadem-Seeigel,
Drachenköpfe
in diversen Farben und Größen, Krebse, Conger und viel
Kleinfisch
erspähen. So gemütlich der Tauchgang war, so ungemütlich
war
der Rückweg in den Hafen: Die "Subtil" krachte durch die Wogen,
und
die Taucher hielten ihre Stahlflaschen liebevoll im Arm, damit sie sich
nicht
trotz der Verzurrung verselbstständigten. Kompliment an den
Käpt'n,
der alles tat, um unsere Kreuzschmerzen auf ein Minimum zu
beschränken.
Fazit: Auch nach dem dritten Besuch innerhalb einiger Jahre fanden wir
das
Tauchen und den Aufenthalt bei Sub Plongée wieder ziemlich
"chouette"
(klasse). Auch wenn die Basis mit ihren Räumlichkeiten und ihren
Transportmitteln
auf den ersten Blick einen leicht desolaten Eindruck macht, so sind
dennoch
Taucher aller Erfahrungsstufen dort in guten Händen und werden
zwar
nicht 'betütelt', aber gut betreut. Wer Tauchbegleitung
benötigt,
findet sie bei den Tauchlehrern, die hier keine halbgaren Jungspunde
sind,
sondern langjährige Erfahrung haben. Wer hingegen nicht viel mehr
als
ein 'Taxi' zum Tauchplatz benötigt, ist hier ebenfalls gut
versorgt.