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Das PADI-Kindertauchprogramm "$eal Team"

Was ist das Seal Team?

PADI, nach eigenen Angaben Marktführer in Sachen Tauchsportausbildung, hat eine neue lukrative Einnahmequelle entdeckt: Die lieben Kleinen und damit ein kunterbuntes und marktgerechtes Kindertauchen à la Disneyland. Das ganze nennt sich dann " PADI Seal Team " und ist ein groß angelegtes (und ebenso heftig beworbenes) Programm, mit dem der Nachwuchs ab einem Lebensalter von theoretisch 10 Jahren gegen die Zahlung nicht unerheblicher Geldbeträge (die selbstverständlich die Eltern zu leisten haben) unter Wasser gebracht werden soll.

Kein Wort von der immer noch schwelenden kontroversen Diskussion, ob Kinder unter 12 Jahren überhaupt mit Pressluftgeräten tauchen sollen. Keine Frage, ob es vielleicht physiologische Gründe geben könnte, Kindern das Presslufttauchen zu verbieten? Oder, ob die kognitiven Fähigkeiten von Kindern ausreichen, um das Tauchen bewältigen zu können? Nein, dies können wirklich keine Fragestellungen sein, denn bei PADI ist einfach alles ganz "cool" und damit ist die Diskussion auch schon erledigt. Das Wort " cool " scheint dann auch das Lieblingswort derer zu sein, die bei PADI das " Seal Team " verbrochen haben, denn es erscheint in jedem mit dem Programm in Zusammenhang stehenden Text von PADI gleich mehrfach.

Die Kinder werden allerdings nicht auf ganz gewöhnliche Tauchgänge geschickt, denn das wäre ja "uncool". Außerdem machen das die Eltern schon, und die sind ja bekanntermaßen alles andere als " cool ". Nein, viel besser: Die Kinder dürfen für die bereits angesprochenen, m. E. nach recht relevanten Geldbeträge ihrer Eltern, richtig " coole AquaMissions " erleben. Diese finden allerdings nur im Pool statt. Statt echter Meeresbewohner gibt es dann vom freundlichen PADI-Instruktor versenkte Plastikfischlis.

Und damit der Nachwuchs sich geistig nicht über die Maßen stark umstellen muss (PISA lässt grüßen), hat man dem Sealteam gleich ein zeitgemäßes Äußeres beschert. Die Leitfiguren des "$ale"-Teams sind 5 Comic-Helden nachempfundene Zeichenfiguren, die aussehen, als ob sie eine Zwischenmutante der Hauptdarsteller in einem japanischen Manga-Comic und den Power-Rangers darstellen sollen. Diese fünf lustigen Protagonisten des kindlichen Tauchspaßes sehen so aus:

http://www.padisealteam.com

Namen haben diese Phantasiefiguren zwar auch, die tun jedoch nichts zur Sache. Auf jeden Fall ist die Auswahl absolut politically correct . Minderheiten wie Mittaucher nicht-weißer Hautfarbe gibt es ebenso wie weibliche "Teammembers".

Zusätzlich gibt es noch ein inhaltlich äußerst dürftges Arbeitsbuch und ein Logbuch in das die Kinder ihre Missionen eintragen und vom freundlichen PADI-Instruktorclown abstempeln lassen dürfen. Hier sind sogar einige, allerdings auf dem intellektuellen Niveau des Kindergartens angesiedelte, Kontrollfragen zur Mission abgedruckt, die die Kinder beantworten sollen.

Wie funktioniert das $ale-Team?

Die Eltern buchen beim örtlichen "PADI-Center" (i. d. R. eine Urlaubsbasis, weil im Urlaub das Geld halt deutlich lockerer sitzt als daheim) ein Paket mit jeweils 5 " Aquamissions ". Der Preis dafür beträgt je nach Anbieter zwischen 200 und 250 Euro. Jede dieser " Aquamissions " ist ein "Tauchgang" im Swimmingpool. Ein ziemlich teurer Spaß allerdings, für einen 1/2-stündigen "Tauchgang" im Pool ca. 40 bis 50 Euro berappen zu müssen.

Die " Aquamissions " werden in 2 Pakete aufgeteilt angeboten: Der erste Teil (Missionen 1 bis 5) macht die Kinder dann zu " Seal-Team-Members ", die zweite Stufe (6-10) verleiht den Rang des " Master-Seals ". Natürlich gibt es auch einen Aufkleber für das Schulmäppchen und ein (wie beim Marktführer üblich, selbstverständlich extra zu erwerbendes) Poster für das Kinderzimmer. Hier wird der kindliche Wunsch Leistung zu zeigen, clever gekoppelt mit dem Wunsch von PADI, einen möglichst hohen Ertrag zu erwirtschaften. Das PADI-Programm ist nämlich kein richtiger Tauchkurs im eigentlichen Sinne, den Kindern werden lediglich die elementaren Fähgikeiten vermittelt, unter Wasser mit einem Pressluftgerät zu atmen und sich rudimentär unter Wasser bewegen zu können. Der Rest ist Beaufsichtigung durch den PADI-Instruktor, also teures Unterwasserbabysitting.

Die Stufung der "Missionen" in zwei Blöcke macht von PADI aus betrachtet durchaus Sinn vor dem Hintergrund eines maximierten Profites: Die Kinder werden das Programm in der Regel in einer PADI-Basis im Urlaub der Eltern durchlaufen. Beginnen können sie damit im Alter von 10 Jahren. Das zweite Paket der Missionen folgt dann mit 11 Jahren im nächsten Urlaub. Mit spätestens 12 Jahren können sie dann ihren "Junior Open Water Diver" ablegen, den ersten richtigen "Tauchkurs". Überflüssig zu erwähnen, dass von den Wassermissionen des PADI-Seal-Team nichts auf den JOWD angerechnet wird. Das Geldausgeben beginnt dann von vorne. Und die Kinder werden den Eltern schon genau sagen, auf welcher Basis sie den Urlaub fortan doch bitte buchen sollen. Nämlich dort, wo es den freundlichen PADI-Instruktor gab.

Die Tauchpresse ist mittlerweile voll eingestiegen und, so steht es zu vermuten, lässt sich die Werbung teuer bezahlen, denn hier ist schließlich ein lukrativer neuer Markt am Entstehen, nachdem das Erwachsenentauchen seit Jahren stagniert oder gar zurückgeht. So war jüngst in der inhaltlich äußerst defizitären Unterwasserzeitung " Aquanaut " des ebenso bekannten wie fach(un)kundigen Chefredakteurs H. J. Schwarz ein besprechender Artikel zu lesen, der mit Lobhudeleien auf dieses neue Programm nur so um sich warf. Man muss sich vorstellen, welches Potenzial PADI in seinem Programm sieht, wenn es sich pseudo-redaktionelle Artikel in Fachzeitschriften schreiben lässt, die vermutlich nicht ohne dass gewisse Geldbeträge den Besitzer wechseln, lanciert werden.

Was ist der Inhalt der "Aquamissions"?

Jede der Aquamissions macht die Kinder, so suggeriert es PADI, nach Bestehen zu einem Experten in einem bestimmten Gebiet. Es gibt den

Warum ist dieses Programm Unsinn?

Diese Frage ist einfach zu beantworten: Die Kinder lernen nichts über die Natur, da Natur nicht vorkommt in der Welt eines Schwimmbades. Das PADI-Seal-Material enthält auch nichts über Lebewesen oder Ökosysteme am oder unter Wasser. Es ist sehr dürftig vom Inhalt, dafür aber bunt. Auch sportliche Lerninhalte hat das Programm nicht, da fast nur mit Pressluftgeräten getaucht und fast nicht geschnorchelt wird.

Der pädagogische Effekt ist somit äquivalent zu Null. Einziger Zweck des Programmes ist es, den tauchenden Eltern der Kinder einen Urlaub inklusive eigener Tauchgänge zu ermöglichen, während ein teuer bezahlter PADI-Babysitter ihnen die motzigen Kleinen abnimmt und mit denen das macht, von dem er einigermaßen Ahnung hat: Belangloses Herumpaddeln unter Wasser.

Was wären Alternativen?

Kinder im Urlaub an und im Wasser zu beschäftigen, sie eventuell sogar mit richtigen Lerninhalten zu konfrontieren, ist eine sehr gute Idee. Allerdings müssen, im Gegensatz zum PADI-Seal-Programm, auch entsprechende Inhalte bereit gestellt werden. Diese könnten z. B. sein: Dies alles ließe sich mit einer einfachen Schnorchelausrüstung und einer fundierten, während des Tauchprogrammes zu entwickelnden, naturbezogenen Hintergrundbildung erreichen. Man müsste keine teuren Kindertauchausrüstungen anschaffen, was das Programm stark verbilligen dürfte. Kinder wollen und sollen sich im Wasser bewegen. Dazu bedarf es nicht des Gerätetauchens. Dazu reichen Schnorcheln und Apnoe-Tauchen.

Gerätetauchen ist sinnvoll, wenn Personen länger und tiefer tauchen wollen. Kindern können wegen des erhöhten Wärmeverlustes nicht lange im Wasser bleiben und sie sollen aus physiologischen und psychologischen Gründen auch nicht tief tauchen. Also verbietet sich das Gerätetauchen für 10-jährige Steppkes von alleine. Das PADI-Programm ist daher teure, aber unnütze Zeitverschwendung ohne bleibenden erzieherischen Wert.

Kindertauchen: Ja ! Aber mit Pressluft: NEIN!