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Tiefenlimits und Tauchbasenbeurteilung in Ägypten

Auswertung und Ergebnisse der Umfrage

Über ca. 9 Monate habe ich ca. 25 (teilweise sehr detaillierte) Zuschriften von verschiedenen Rücksendern des Fragebogens zu der Fragestellung erhalten, welche Tauchbasen in Ägypten noch freies Tauchen ermöglichen. Dafür möchte ich mich auch für die Mühe, die im Einzelfalle dahinter steht, sehr herzlich bedanken.

Fragestellungen

Bei der Gestaltung und Auswertung des Fragebogens war einzig und allein die Fragestellung entscheidend, ob und in welchem Umfang Tauchbasen eigenverantwortliches (unbegleitetes) Tauchen im Allgemeinen und auch über eine Tiefengrenze von 30 oder 40 Meter hinaus im Besonderen zulassen.

Weitere Erhebungen wurden nicht durchgeführt, so dass diese Übersicht und ihre Ergebnisse notwendigerweise sehr einseitig bleiben müssen, und nur die Anforderungen einiger weniger Sporttaucher mit speziellen Anforderungen an die Gestaltung des Tauchprogrammes überhaupt betreffen.

Der eher durchschnittlich interessierte Taucher, der als Ägyptenurlauber primar die einfachen und nicht so schwierigen Tauchgänge sucht, wird sich sicher hinter der untersuchten Fragestellung nicht wiederfinden und er soll es auch nicht. Insofern ist diese Umfrage auch nicht repräsentativ, weder was das Datenmaterial noch was die Problemstellung an sich betrifft.

Auch über die Qualität der Tauchbasen, Ihres Angebotes, die Qualifikation der Guides und Tauchlehrer, noch über evtl. Leihausrüstung wird nicht oder nur ganz am Rande berichtet werden.

Ist freies Tauchen überhaupt noch möglich?

Die Tendenz ist, wie nicht anders zu erwarten war, stark von weiteren Beschränkungen der Tauchtiefe und des taucherischen Individualismus geprägt. Viele Basen gehen dazu über, ein Tiefenlimit von 30 Metern zu setzen, teilweise auch unter Beigabe eines Zeitlimits, so dass sich weder Dekompressions- noch Tieftauchgänge durchführen lassen, zumal die 12l-Stahlflasche die Standardflasche geworden ist und schon daher Tauchtiefen- und zeitbegrenzungen existieren.

Krassestes Beispiel in diesem Zusammenhang ist wohl im Moment Sharm-el-Sheik, von wo Berichte kommen, dass dort bei bestimmten Basen das Tiefenlimit bei 25 Metern liege und nur noch geführtes sog. "Rudeltauchen" gestattet sei.

Die konkrete Situation auf den Tauchbasen

Werfen wir einen Blick auf die einzelnen Basen, indem wir die Einsender der Berichte zu Wort kommen lassen...

Wer ist weniger restriktiv?

Rudi Kneip

Nun, bei Rudi Kneip in Hurghada haben sich die Zeiten auch geändert. Hier gibt es mittlerweile auch schon mal einen Rüffel vom Guide, wenn man sich jenseits der 70m-Marke erwischen lässt. Generell hat man aber seine Ruhe, was auch damit begründet lässt, dass zu R. K. immer noch eher eine spezielle Klientel fährt, deren Ansprüchen die Veranstaltung einfach genügen muss. Eine Stimme aus den Einsendungen:

"Wir wurden einmal auf 70 Meter 'erwischt', eine Diskussion nach dem TG an Bord konnte ich aber glücklicherweise schnell abblocken. Aufgefallen war mir, das der Guide seine 'Spezis' gerne tiefer tauchen lässt (70+ Meter), aber bei 'normalen' Tourgästen genauer hinsieht, wenn sie sich unterhalb 50 Meter bewegen."

Roland Schumm (Hurghada)

Auch bei R. Schumm sieht es ähnlich aus, wie Rückkehrer berichten. Weitgehende Freiheit für erfahrene Taucher.

Shams Safaga

"TG mit 50 bis 60 m WT wurden toleriert."

OceanRed Diving Center. Karahmana Beach.

"Kümmert auch keinen wie tief Du gehst"

Orcabasis Safaga

"Anmerkung 1: Limit per Unterschrift 30m, keine Überwachung, kein Mecker, praktisch unbeschränktes Tauchen möglich;"

"Anmerkung 2: Auf das Limit wird hingewiesen, aber es gibt (gab zumindest) keine Computerkontrollen. Check-Dive ist obligatorisch, wenn man allerdings wieder mal da ist fällt der durchaus aus, weil sie wissen, dass man es kann. Check kostet nichts, wenn er durchgeführt wird. Naja, man sollte natürlich nicht vor versammelter Mannschaft damit prahlen, wie tief man war, aber ich habe mehrere erlebt, die offenbar deutlich jenseits der 40 waren und die Guides wussten im Grunde bescheid."

Utopia Beach, Quesier

"Limit per Unterschrift 30m, keine Überwachung, kein Mecker, praktisch unbeschränktes Tauchen möglich;"

Sun und Fun, MS Mermaid

"Limit per Unterschrift 30m, keine Überwachung, kein Mecker, praktisch unbeschränktes Tauchen möglich; Guide (Carlo) nölt aber mit seinen endloses Briefings ein Schwein tot."

El Samaka Diving Center, Hurghada

"Das Tiefenlimit wurde zwar ausgesprochen aber nicht kontrolliert. Selbst die Guides Tauchten tiefer. Selbstständiges Tauchen war die Regel."

Shalkamy Explorer

"(Gebucht über RTI - Reisen, Offenbach) war im Herbst 98 kein Problem, nette TG südlich der üblichen Grenzen zu machen."

Basen mit Tiefenlimit, Tauchzeitbeschränkungen und anderen Restriktionen gegen freie Taucher

Ohne Namen zu nennen: Die großen Tauchbasen (insbesondere in Hurghada und Safaga) mit ihrer Massenabfertigung und ihrem extrem hohen Durchsatz an Tauchern, erlauben keinerlei individuellen Spielraum mehr. Hier wird, so zeigen die Berichte, gnadenlos alles, was kommt über einen Kamm geschoren, was dann auch für erfahrene Taucher, heißt: 30 Meter max und oft ein Tauchzeitlimit bedeutet.

Wer solche Basen vermeiden will, sollte darauf achten, dass

A propos "Sicherheit": Laut verschiedenen Einsendern beschränken die Basen zwar Tauchtiefe, Tauchzeit und Flaschengröße, um Tieftauchgänge zu verhindern, andererseits findet man unter dem Boot nie z. B. ein Not-PTG.

Einige Stimmen zur Situation, die Namen der Basen sind unerheblich, da es sich größtenteils um die großen "Taucherverschiebebahnhöfe" in HRG und Safaga handelt:

"Tieftauchen i. A. nicht toleriert; Es wurde während des Tauchgangs auf das Einhalten der Tiefe geachtet. Kleine Überschreitungen wurden toleriert ohne anschließende Kontrolle des Computers" (Tauchbasis am Sinai)

"Tieftauchen i. A. nicht toleriert; An sich lässt sich an dieser Basis nichts aussetzen. Wir wurden zwar auf ein Tiefenlimit hingewiesen durften es aber nach ein wenig Diskussionen etwas überschreiten. Zu dem genannten Zeitpunkt unserer Reise war allerdings sehr wenig Betrieb. Am letzten Tag war jedoch ein 'Aushilfsguide' mit an Bord (Sam aus Ägypten) der zwar ein guter Alleinunterhalter war aber unter Wasser ein absolute Katastrophe abgab, ständig den Luftverbrauch kontrollierte, alle Beteiligten durch wildes Fuchteln mit den Händen und Klopfen auf seinen Tank auf das vorher mit Hilfe des PADI-weels (????) ermittelte Tiefenlimit aufmerksam machte und besonders die Anfänger in der Truppe ziemlich verunsicherte. " (Afrikanische Wassersportbasis in Sharm-el-Sheik)

"Das Tiefenlimit konnte ein wenig überschritten werden ansonsten ist diese Basis für fortgeschrittene Taucher wenig empfehlenswert da neben dem Tiefenlimit auch ein Zeitlimit gesetzt wird. Für Anfänger würde ich die Basis jedoch empfehlen. " (Kommentar zu einer paradiesischen Basis in Safaga)

"Tauchen mit Handschuhen verboten, Check-TG obligatorisch und kostenfrei, nur 12-Liter-Geräte (Stahl) in DIN und INT, ein Abgang, Zeitlimit 90 min./TG am Tag, kostenfreies Hausrifftauchen, wenn gleichtägig ein Boots TG gebucht wurde. Abrechnung wird in US$ vorgenommen.
Tauchpakete können in D in DM gebucht werden." (Safaga, irgendwo in einem eher "dörflichen" Hotel)

"Freundliche Bitte das Limit einzuhalten, da ich nur eine geringfügige Überschreitung erlebt habe, kann ich zu weiteren Sanktionen nichts sagen." (dito)

"Leider auch auf explizite Nachfrage keine Dekoflaschen unter dem Boot. Ist aber nicht so das Thema, da man 15'er Kannen vorbestellen kann :-) Deutsche Basis sehr professionell geführt. Erwarte deshalb, daß Kontrollen durchgeführt werden." (Eine extrastarke Tauchbasis in Safaga)

"Die Basisleiterin war recht hantig. Geringe Kreativität bei der Tauchplatzwahl obwohl die Basis über 4 Boote verfügt und 35 Tauchplätze
im Programm hat. Computerkontrolle habe ich 2 mal erlebt, ein Taucher der 35 m Maximaltiefe hatte, musste den Nachmittagstauchgang auslassen. Wie sie bei tieferen Tauchgängen reagieren habe, ich leider nicht erlebt, aber beim letzten Tauchtag/gang wurde allen Ernstes angedroht, erwischte Tieftaucher (da nicht mehr sanktionierbar) auf die 'landesweite schwarze Liste für Tieftaucher' zu setzten, so dass der dann wohl 'bemitleidenswerte' Tiefensünder im ganzen Land nicht mehr tauchen dürfe. Dieser (natürlich von uns nicht ernstgenommene) kreative Erguss stammte sogar von einem ägyptischen Guide." (Basis in Marsa Alam)

Fazit

Die Zeiten des freien Tauchens (TM) in Ägypten sind wohl mehr oder weniger vorbei. Ein paar Nischenanbieter haben sich gehalten, wie lange noch, scheint fraglich. Tauchen ist zum absoluten Massengeschäft in Ägypten geworden, der Kundschaft kann man heute fast alles vorsetzen. Es wird, so scheint es, ohne Murren geschluckt. Für Sporttaucher, die anspruchsvolle TG suchen, sind zumindest die großen Basen (Moni's gelbe Tauchwelt, Big & Mac etc.) nicht zu empfehlen.

Wer ohne Guide unbehelligt tauchen will, muss sich entweder mit einer Gruppe Gleichgesinnter bei einem Anbieter, der dazu bereit ist, ein ganzes Schiff chartern oder probiert einen der verbliebenen Safarianbieter, die noch einigermaßen freies Tauchen erlauben.

Diskussionen über das Thema mit der Basenverwaltugn oder gar den Guides bringen im Allgemeinen nichts, es scheint eher von der Konstellation Anbieter <=> Kunde abzuhängen. Außerdem stellt sich eben die Frage, welche Motiviation Tauchbasen haben sollten, freien Tauchern ihr individuelles Tun zu ermöglichen, wenn doch genug andere zahlende Gäste weniger Ansprüche stellen.

(C) 2001 Peter Rachow