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Netztauchen - Die schlimmsten Tauchwebseiten

Dies ist der Rückblick auf ein Analyseprojekt aus dem "Land der Bekloppten und Bescheuerten", um mal die Worte des Humoristen Dietmar Wischmeyer zu verwenden. Drei Jahre habe ich teilweise wirklich entsetzliche Taucherseiten im Internet besucht, um mir ein möglichst differenziertes Bild von den Fähigkeiten der jeweiligen "Netzmeister" zu machen. Nun wird es Zeit, dieses traurige Sysiphusprojekt abzuschließen. Was könnte besser dafür geeignet sein, als eine kleine abrundende Schlussbetrachtung?

Dutzende von den Lesern dieser Seite hatten seinerzeit mit dem Betreff "Suckpage" Internetadressen an mich gemailt. Diese habe ich dann, teilweise unter heftigen Schmerzen, besucht. Lange Reihen von Klicks durch im besten Falle nichtssagendes und langweiliges Material, durch einfach unergiebige Sammelsurien von zusammenhangloser Pseudoinfomation, bisweilen schlecht abgeschrieben, schlimmstenfalls (mutmaßlich weil den Webmastern die Fähigkeit, selbstständig gute Texte zu schreiben fehlt oder man schlicht zu faul dafür ist) einfach kopiert,  gelegentlich andere verunglimpfend oder schlicht weiße Seiten präsentierend (ja, man glaubt es kaum, es gibt "Taucherseiten", die waren absolut leer bzw. hatten bestenfalls nur ein schönes Design aber keinen Text!).

Eine schwierige, wie gesagt dem Sysiphus in nichts nachstehende, Arbeit (daher auch der obige Textauszug der Gruppe Pink Floyd) ist da zu tun, denn täglich kommen mehr Scuba-Suck-Pages hinzu. Man könnte (so man eventuell masochistisch veranlagt ist) täglich mehrere Stunden online sein und sich die Machwerke der verhinderten Webdesigner reinzieh'n und das Gruseln bekommen, ob der Dürftigkeit, die da manchmal abgeliefert wird. Die Ladezeiten werden dabei ständig länger (laden sie mal ein 2 MByte großes Flashintro oder pro Seite x Mega-Zappel-GIFs im 100kB-Bereich mit einem 33k Modem ohne Flatrate, das dauert Stunden und macht Sie bettelarm). Extrem nervig, sag' ich Ihnen...

Das Grundproblem, so konnte ich lernen, ist heute folgendes: Jeder, der das Wort "tauchen" halbwegs fehlerfrei schreiben kann, einen Internetanschluss besitzt und über etwas freie Zeit verfügt, braucht heute seine eigene "Taucherwebseite". Flugs mit ein paar kleinen Klicks (meistens mit Frontpage) zusammengebastelt und bei Beepworld abgelegt, steht sie ein paar Stunden später auch schon im Netz. Inhalt ist im Wesenlichen " Thomas [meinetwegen auch Thorsten, Markus, Alexander, Karin, Stefan, Stefanie, Johannes, Pumuckl oder jeder beliebige andere Name] taucht! ".

Tauchen tut er/sie mal nach DIR, mal nicht, mal mit Freundin, mal mit seinem/ihrem besten Kumpel (der auch gerade den OWD bei der "tollsten Tauchschule der Welt" gemacht hat, die nun mal die einzige ist, die diese Neuaquanauten kennen), mal nur in Ägypten und mal auch im Baggersee. Unheimlich interessant. Und so originell. Manchmal will man sich dann noch über das Internet mit Tauchpartnern verabreden. Wie lustig! Ich nehme dazu meinen Tauchverein oder gehe alleine ins Wasser.

Da der Betreiber dieser hochinformativen Seiten meistens PADI-OWD-Taucher ist (manchmal mit einem Techzusatzzertifikat ausgestattet, was aber das theoretische Hintergrundwissen und damit die Sinnhaftigkeit der präsentierten Inhalte nicht unbedingt vergrößert), sind diese entsprechend ausgeformt: Nichtssagend, langweilig, unergiebig, truely sucking eben.

Richtig schaurig sind dann zusätzlich in der Mehrzahl die Seiten der kleinen Hinterhoftauchbuden, die ausschließlich im Nebenerwerb betrieben werden, weil man halt von einem halben Dutzend Tauchschülerlein pro Jahr dann doch nicht den kompletten Lebensunterhalt bestreiten kann, und die oft nur dem steuergünstigen Materialeinkauf oder der Selbstdarstellung ihrer Inhaber dienen ("Ich bin toll, ich habe eine eigene Tauchschule! Booooah, ey, nenn' mich 'Superdiver'"!!!).

Völlig egal, ob da die Orthographie des Webmasters eher an Mittelstufenschüler erinnert, egal ob das Design hausbacken oder schlimmstenfalls dilettantisch bis peinlich wirkt, egal, ob der Name der eigenen Blubberschule richtig oder falsch geschrieben wurde. Spielt alles keine Rolle in der Welt der kleinen Tauchausbildungsbetriebe und ihrer Netzpräsentationen. Manchmal ist auch die Namensfindung selbst dieser meistens von PADI lizenzierten Buden zu drollig, obwohl sie strenggenommen gar nichts mit deren Webpräsenz zu tun hat, sich aber nolens volens dort wieder findet. In einem besonders grausigen Falle war die Grundlage der Namensfindung sogar das ungeheuerliche Übergewicht des einzigen Instruktors des auf PADI (würg!) basierten Minimalunternehmens, der auch noch stolz auf seine exorbitante Fettleibigkeit ist und bedauerlicherweise meint, damit kokettieren zu müssen und seinen Laden schließlich "Mann, sind die Dickies dicke Taucher, Mann!" (oder so ähnlich, ich habe diesen peinlichen Auftritt verdrängt) getauft hat. Alles egal! Man ist eben großzügig in diesen Kreisen. Wen interessiert schon Geschmack? Hauptsache ist doch, die Tauchschule Neptun aus Hintertupfingen, betrieben vom Ehepaar Müllermaierschmidtschulze oder wie sie alle heißen, hat eine eigene Webpräsenz.

Auch sog. "Tech"-seiten sind in der überwiegenden Mehrzahl idiotisch gemachte Fabrikationen. Dort wird Denglish (eine radebrechende und bestenfalls Brechreiz erzeugende  Mischung aus Deutsch und Englisch) zum sprachlichen Standard, dafür hapert es im Gegenzug an der deutschen Orthographie. Dass die englischen Begriffe dann leider oft auch noch falsch geschrieben sind, lassen wir mal hinten 'runter fallen. Nicht jeder ist einer Fremdsprache mächtig. Wenn es mal zum Schwur kommt, also der Betreiber uns etwas über das sog. Technische Tauchen mitgeben will, erschöpft sich dies meist in der Aussage, man sei jetzt "voll und ganz nach DIR" untewegs. Ich frage mich immer, wo liegt eigentlich dieses "DIR", dass alle dorthin "unterwegs" sind, und wie kommen die da hin? Mit dem Auto, zu Fuß oder mit der Bahn?

Wenn der Macher einer "Tauchersite" dann noch etwas mehr kann (in internettechnischer Hinsicht, nicht taucherisch) als mit Frontpage eine dürftige Seite zusammenzubasteln und etwas mehr Zeit aufzuwenden bereit ist (evtl. weil er noch studiert) macht er gleich ein ganzes "Tauchportal" auf. Dort wird dann noch weniger an brauchbarer Information geliefert (Warum auch? Man ist ja schließlich primär ein "Portal") aber immerhin wird zu anderen Seiten (wieder andere Taucherportale?) verlinkt was das Zeug hält. Und wenn man dann noch sieht, dass der Betreiber sogar ein Diskussionsforum in eine Webseite intergrieren kann, staunt man ehrfürchtig. Dort steht dann allerdings in diesem toll bunten Forum  leider meistens nur ein Beitrag drin (vom Betreiber selber) der sinngemäß lautet: " Das Forum ist nun online, ich freue mich auf viele Beiträge ". Das war's dann auch. So klickt man von Portal zu Portal und hat doch nichts gelernt. Ganz toll. Ganz großes Tennis (TM Leif Kroll ;-))).

Summa summarum würde ich von meinem heutigen Erfahrungsstand sagen, dass 99% aller Tauchwebseiten im Netz völlig überflüssiger Schrott sind. Sie enthalten keine neuen Informationen, die man nicht schon irgendwo anders gelesen hat (meistens auf den Seiten der wenigen wirklich guten Autoren), sie sind dilettantisch gemacht (worunter ich auch den Einsatz von Flash, exzessivem Javascript und Zappel-GIFs als Ersatz für fehlende Inhalte verstehe), nerven einfach nur durch lange Ladezeiten und informieren mich in keinster Weise. Dafür sind sie häufig schön bunt, viel bunter als meine eigene Seite mit ihrem retrograden Design. Die Scuba Suckpages sind ein Spiegel des heutigen Spotttauchens (kein Schreibfehler!): Unwissende geben ihre Unwissenheit gerne an die Allgemeinheit weiter.

Ich möchte nun, quasi als Abschluss dieses Projektes ein Zitat von Clifford Stoll, ein amerikanischer Astronom und drastischer Kritiker des Internet, anführen, der derlei Zustände treffend beschreibt:

"Niemand spricht bisher über die Ökonomie von Informationen. Wenn Sie preiswerte und schnelle Informationen haben möchten, nehmen Sie das Internet. Es ist billig und schnell, aber bestimmt nicht gut. Ein kleiner Teil davon ist ausgezeichnet, einiges ist gut, aber das meiste ist einfach schrecklich – reiner Trash."

Was mir durch das Projekt "Scuba Suckpage" recht klar geworden ist. Wobei man noch streiten kann, was unter den Begriff "Informationen" zu verstehen ist. Die meisten Suckpages enthalten nämlich gar keine Information, die meine Defintion dieses Begriffes zu treffen in der Lage wäre.

Daher mein Rat: Wenn Sie wieder mal im Netz eine Scuba-Suck-Page treffen, tun Sie es wie ich fortan: Einfach ignorieren . Weg mit dem Müll. Ziehen Sie im übertragenen Sinn die Toilettenspülung: Der "Zurück"- oder der "Schließen"-Knopf Ihres Browsers sind das Mittel der Wahl gegen Webmüll aller Art.

Peter Rachow 2003/2004