Themenübersicht
1. Welcher Anzug? 2. Der Unterzieher 3. Anschluss des Inflators des Trockentauchanzuges 4. Tarieren 5. Lohnt sich ein Trockentauchkurs? 6. Pflege |
Wer häufig in kaltem Wasser taucht, sollte sich über die Anschaffung eines Trockentauchanzuges Gedanken machen. Neben dem größeren Komfort bietet der Trockentauchanzug insbesondere Vorteile im Hinblick auf die Vermeidung gesundheitlicher Spätschäden durch permanenten Kontakt mit Kaltwasser (z. B. rheumatische Muskelschmerzen) und eine höhere Tauchsicherheit (besseres Reaktionsvermögen und verbesserte kognitive Fähigkeiten wegen der geringeren Auskühlung). Vor der hohen Investition sollte man jedoch ein paar Überlegungen anstellen.
Diese Anzüge haben grundsätzlich ein höheres Isolationsvermögen als Anzüge aus Trilaminat. Es wird in diesem Zusammenhang häufig argumentiert, dass Anzüge aus (Crash-) Neopren aus den genannten Gründen Vorteile bieten, wenn der Anzug aufgrund eines Defektes einmal vollaufen sollte. Diesen theoretisch vorhandenen Effekt, bei einem massiven Wassereinbruch in den Anzug nicht oder deutlich langsamer auszukühlen, darf man jedoch keinesfalls überschätzen. Aufgrund der hohen Wärmekapazität von Wasser wird es sehr lange dauern, bis eine eingedrungene größere Menge Kaltwasser auf Körpertemperatur erwärmt wurde.
Außerdem ist das Material sehr flexibel, im Gegensatz zu Trilaminat.
Einige Unterschiede:
Reparaturfreundlichkeit: Trilaminat lässt sich wohl nicht ganz unproblematisch schneiden und kleben, während Neopren in der Reparatur dagegen mit den üblichen Methoden von Nasstauchanzügen zu bearbeiten ist. Bei Anzügen aus Neopren wird man beim Reparieren einer Naht jedoch stets diese noch zusätzlich von hinten abdichten müssen, da unterhalb einer bestimmten Materialstärke durch das Material hindurch genäht werden muss. Diese Abdichtung (z. B. mit 'Aquashure') ist jedoch unproblematisch.
Gewicht: (crushed) Neopren-TTAs sind deutlich schwerer, während eine Trilaminat-"Tüte" deutlich leichter ist.
Handhabbarkeit unter Wasser: Neopren-TTAs erlauben etwas mehr Bewegungsfreiheit, besonders, wenn sie nicht mit viel Luft getaucht werden. Trilaminatanzüge sind dann manchmal so steif, dass man sich nicht mehr richtig bewegen kann, wenn wenig Luft im Anzug ist. Dies liegt an der Grundsteifigkeit des Materials.
Außerdem sind Trilaminatanzüge wegen der fehlenden Flexibilität grundsätzlich zu groß geschnitten, bei manchen Modellen legt man sich einen richtigen Gürtellappen um die Hüften, der als Materialausgleich dient.
Unterzieher: Trilaminatanzüge benötigen wegen der geringen Eigenisolation einen etwas dickeren Unterzieher (und/oder mehr Luft beim Tauchen) während Neopren-TTAs, je nach Material, eine recht brauchbare Eigenisolation haben.
Fazit: Jeder, der zwischen den beiden Materialien die Qual der Wahl hat, sollte, wenn möglich, beide Typen probetauchen. Manche Tauchhändler bieten bei einem Trockentauchkurs die Möglichkeit dazu, was m. E. ein wichtiger, wenn nicht der ausschlaggebende Grund für solch einen Kurs sein dürfte.
Latexmanschetten vermeiden dies weitgehend. Vorteil von Neoprenmanschetten ist indes die höhere Isolationswirkung. Andererseits scheint mir die Haltbarkeit von Latexmanschetten insgesamt höher zu sein.
Sehr einfache (i. e. preisgünstige) Anzüge haben den Reißverschluss senkrecht zur Wirbelsäule hinten zwischen den Schulterblättern. Vorteil: Der Verschluss ist kurz und im Falle eines Austausches billiger als ein langer. Nachteil: Das Teil ist nur schwer selbst zu öffnen und zu schließen. Hier hilft der Trick, eine Schnur am Verschluss anzubringen und diese z. B. im Autofenster zu befestigen. Durch geschicktes Drehen kann der Reißverschluss so geschlossen und geöffnet werden. Allerdings muss man Sorge tragen, dass keine Fasern des Unterziehers eingeklemmt werden. Dadurch wird der Anzug undicht bzw. der Verschluss kann nach dem Tauchen nicht mehr geöffnet werden. Evtl. bringt man am Unterzieher im kritischen Rückenbereich einen breiten Streifen Klebeband oder DC-Fix an.
Ungünstig sind die um den Hals herum laufenden Verschlüsse z. B. von "Marlin"-Anzügen wegen der erhöhten Beanspruchung durch kleine Kurvenradien.
Auch die erwähnten Schulterreißverschlüsse (von einer Schulter zur anderen) sind nicht unproblematisch, weil man beim Anlegen des Gerätes, wenn man nicht die "Überkopf-Methode" anwendet, beim Zurückbiegen der Arme immer starke Falten schlägt, was den in den Reißverschluss eingearbeitete Metalldraht massiv belastet und früher oder später brechen lässt, was den Reißverschluss unbrauchbar macht..
Andere Anzüge haben lange Verschlüsse, die das An- und Ausziehen deutlich bequemer machen. Z.B. im Frontbereich von der linken Schulter zur rechten Hüfte. Diese Verschlüsse sollten dann aber durch ein Textilband o. ä. abgedeckt sein, weil sie sonst u. U. Schaden nehmen, wenn das schwere Tauchgerät darauf drückt und scheuert.
Unterzieher werden heute in verschiedenen Materialstärken angeboten. Für die Faser "thinsulate" beispielsweise wird die Masse an Stoff (z. B. 400g) pro Quadratmeter angegeben. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf das Isolationsvermögen ermitteln. Für das häufige Tauchen in kaltem Wasser (und insbesondere, wenn ein Trilaminatanzug verwendet wird), sollte man Material mit 400g/m² bevorzugen.
Ersatzmaterialien/Kosten: Hier werden von anderen Tauchern verschiedene Alternativen (Skikleidung, Sportthermokleidung, etc.) genannt, die man jedoch in nicht sehr kaltem Wasser ausprobieren sollte.
Keinesfalls darf man sich der Illusion hingeben, z. B. ein Skioverall oder im schlimmsten Falle ein Jogginganzug könnten in jedem Falle das gleiche leisten, wie ein guter Trockentauchunterzieher. Entsprechend sind die Kosten zu veranschlagen. Ein adäquater Overall schlägt mit Kosten in der Spanne zwischen 400,- und 700,- DM zu Buche und ist damit für einen Gutteil der Kosten des gesamten Trockentauchanzuges verantwortlich.
Gleichzeitiges Atmen und Tarieren (egal mit welchem Tariermittel) belastet den Hauptregler nicht übermäßig und senkt in Normalsituationen die Vereisungsgefahr.
Nachteile:
a) Wird der Zweitregler
vom Tauchpartner benutzt, erhöht sich die Belastung des
Zweitreglers,
die Vereisungsgefahr dieses Reglers steigt.
b) Fällt
der Zweitregler aus, ist ein Tarieren nur über das Jacket und den
Mundeinlass des Tarierschlauches möglich (dies muss vom Taucher
geübt
und sicher beherrscht werden)
Bei Ausfall eines Reglers bleibt ein Tarieren möglich, ohne das Luft mit dem Mund eingeblasen werden muss.
Nachteile:
Der Hauptregler wird höher belastet, wenn mit dem angeschlossenen Tariermittel (Jacket oder Trockentauchanzug) tariert und aus dem Regler geatmet wird.
Fazit: In der Praxis hat sich die zweite Methode bewährt, da sie schlussendlich mehr Sicherheit bietet, besonders wenn ein geübter Taucher sie benutzt, der häufig eine geringere Luftentnahme hat.
Beim Trockentauchen gibt es grundsätzlich 2 Methoden des Tarierens:
a) Mit Trockentauchanzug
und Tarierjacket.
b) Nur mit
dem Trockentauchanzug
Methode a) Vorteile dieser Methode
i) Der Anzug wird
nicht so stark aufgeblasen, dadurch wird die Wasserlage des Tauchers
stabiler,
der Wasserwiderstand sinkt.
ii) Bei Anzügen
mit hohem Isolationswert kommt es nicht so leicht zu einer Hyperthermie
während des Tauchens.
iii) Fällt
ein Tariermittel aus (z. B. wegen einer Leckage) sinkt der Taucher
nicht
übermäßig schnell ab und hat mehr Zeit zum Reagieren.
Weiterhin
wird bei der dann schnell nötig werden Luftzugabe in das
verbleibende
Tariermittel der Regler nicht so stark belastet, weil das Tariermittel
bereits teilweise gefüllt ist.
Nachteile:
Bei Aufsteigen muss die Luft aus 2 Tariermitteln abgelassen werden, um den Auftrieb zu kontrollieren
Methode b) Vorteile
i) Es muss nur
1 Tariermittel kontrolliert werden.
ii) Bei sehr kaltem
Gewässer und entsprechendem Anzug (Trilaminat) ist die
Isolationswirkung
höher, wenn mehr Luft im Anzug ist.
Nachteile
s. o. Vorteile von Methode a)
Fazit: Ich persönlich bevorzuge z. B. aus den genannten Gründen Methode a). Besonders Taucher, die viele Jahre nass oder halbtrocken getaucht sind, werden sich bei Methode b) schlechter umgewöhnen können, weil das Gefühl unter Wasser irgendwie 'schwammig' und ungenau ist. Das Bedienen von 2 Tariermitteln kann man sehr schnell erlernen, zumal der Trockentauchanzug mit dem automatisch arbeitenden Auslassventil nicht willentlich kontrolliert werden muss. In der Praxis verfahre ich so, dass ich beim Anheben des Inflatorschlauches des Jackets ebenfalls durch das Ventil am Oberarm des Anzuges Luft entwichen lasse.
Zur Bleimenge:
Ob man ein bleiintegriertes Jacket oder einen Bleigurt benutzt, oder beides mischt, hängt vom persönlichen Geschmack und von der Ausrüstung ab. Problem beim bleiintegrierten Jacket ist, dass man wenn jemals gezwungen sein sollte aus irgendeinem Grunde das Jacket abzulegen, einen starken Auftrieb bekommen wird, was bei einem am Körper getragenen Bleigurt nicht so drastisch ausfällt. Andererseits sagen Benutzer bleiintegrierter Jackets, dass der Tragekomfort deutlicher höher sei. Auch hier gilt: Probieren!
Tipp: Vor dem Abtauchen sollte die Luft so weit wie möglich aus dem Anzug entfernt werden. Dazu geht man in 2 Schritten vor:
a) An Land vor dem Tauchgang: Man geht, noch bevor das Tauchgerät angelegt wird, in die Hocke und öffnet durch Druck das Auslassventil. Dadurch entweicht ein Großteil der im Anzug eingeschlossene Luft.
b) Im Wasser stellt man sich senkrecht und lässt den Rest der Luft ebenfalls durch das Auslassventil heraus, weil jetzt der Anzug durch den Wasserdruck komprimiert wird.
Alternativ kann man auch die Halsmanschette etwas anheben.
Durch diese Maßnahmen erleichtert man sich das Abtauchen ungemein.
Die Bleimenge kann dann nach den ersten 10 bis 20 Tauchgängen erfahrungsgemäß drastisch reduziert werden.
Folgende Übungen haben mir geholfen:
i) Tauchen in geringen Tiefen parallel zum Grund, dabei Lagekontrolle. Hierbei sollte insbesondere verhindert werden, dass sich die Luft in den Füßlingen sammelt. Falls es doch passiert: Kurz auf den Rücken drehen, dabei schräg nach oben orientieren, die Luft geht wieder in den Brustbereich. (Tauchgang 1 und 2),
ii) einfaches Ab- und Aufsteigen dem Seeuntergrund folgend, dabei beide Tariermittel benutzen. (Tauchgang 3 - 7). Schwimmlage kontrollieren, Einströmen der Luft in die Füßlinge verhindern, besonders beim schrägen Abtauchen.
iii) senkrechte Ab- und Aufstiege, geschwindigkeitskontrolliert, später mit Stopps auf den Dekostufen, dabei die Tiefen steigern (bis ca. 30 Meter) (Tauchgang 8 - 12)
Danach hat es ein durchschnittlich begabter Mensch verstanden. Achtung: bei den ersten 10 TG besser keine Dekotauchgänge!
Weitere Übungen (für Notsituationen!):
1.) Auf das Ventil
drücken, wenn nichts passiert, weiter zu Schritt 2.)
2.) Wenn man Trockentauchandschuhe trägt, weiter zu Schritt 3.) sonst (für Rechtshänder): Linken Tauchhandschuh von der Manschette schieben, darunter liegende Manschette greifen und hochziehen, beide Arme leicht anheben und Luft ablassen. 3.) Bei separater Kopfhaube: Diese anheben, Halsmanschette greifen und Luft ablassen. Bei angesetzter Kopfhaube hängt es vom Schnitt des Anzuges ab, ob, wie gut und wie schnell man die Manschette erreicht. |