Cala Jóncols (Costa Brava) |
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Ergänzung: Ich erhielt zwischenzeitlich eine anderes lautende Meldung per E-Mail von Martin Heggli . Dort wurde berichtet, dass das Tiefenlimit 40 m sei und der erfoderliche Restdruck in den Flaschen 30 bar. Dass die genannte Tauchzeitbegrenzung und das Verbot von dekompressionspflichtigen Tauchgängen bestünden wurde aber nicht angzweifelt (was mich auch wundern würde...). Meiner Ansicht nach ist es dabei allerdings völlig irrelevant, auf welchen Maximalwert ein Tiefenlimit gesetzt wird. Die Tauchtiefe ist dabei überhaupt nicht der wichtige Faktor. Es geht um ein anderes Problem: Man spricht hier erwachsenen und mutmaßlicherweise mündigen Menschen ab, ihre Freizeitbeschäftigung so auszuüben, wie es für verantwortbar halten. Dabei degradiert man sie zu unmündigen Wesen, die zahlen und konsumieren dürfen, mehr aber nicht. Ähnlich verhält sich mit dem Verbot von Deko-TG usw. Entweder die Basis lässt einen frei tauchen oder nicht. Und diese tut es nicht. Wie gesagt: Die Tiefe ist nicht das Problem, die Entmündigung ist es.
Ernsthafte Sporttaucher, also jene, die kein
PAID
-Diving wollen sondern eigenverantwortliches Sporttauchen,
sollten daher vorher unbedingt die genauen Modalitäten mit der
Basis
abklären, damit einem Entäuschungen erspart bleiben, evtl.
anhand
des
Fragebogens
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Die Leihausrüstung befindet sich in einem sehr guten und gepflegten Zustand, der Kompressorraum ist klinisch rein, Schmuddelambiente wie bei vielen anderen Basen am Mittelmeer gibt es nicht. Auch das Tauchboot ist sehr gut ausgestattet und bietet neben Funk auch eine Sauerstoffversorgung für Notfälle an. Wenn auch theoretisch Platz für 50 Taucher wäre, fährt das Boot mit max. nur durchschnittlich 25 Personen aus. Sollten sich mehr Interessenten angemeldet haben, werden sowohl vormittags als auch nachmittags 2 Ausfahrten durchgeführt, was aber während unseres Aufenthaltes nicht vorkam.
Auf der Basis ist Tauchaus- und -fortbildung nach den Richtlinien von PADI, NRC und CMAS möglich. Auch ein Eltern-Entreicherungsprogramm ( PADI-Seal-Team ) wird angeboten. Die gelegentlich herumliegenden PADI-Seal-Broschüren sind allerdings für eine kritische Analyse hervorragend geeignet und bieten immer Anlass für spontane Erheiterung.
Weiterhin engagiert sich die Basis sehr stark im Rebreather- und Nitroxbereich. Wer sich für diese Varianten des Tauchens interessiert, kann einerseits bei interessant und gut gestalteten Vorträgen in die Theorie einsteigen und andererseits auch bei einem "Schnuppertauchen" einen praktischen Erstkontakt herstellen. Für den, der noch nicht genug Tauchkärtchen hat (TL***, Master Scuba Diver Trainer o. ä.) und noch was für's individuelle Prestige tun will, bietet sich die Möglichkeit, auch gleich noch "Rebreather Instructor" zu werden. Der Clou: Man muss vorher noch nicht mal mit dem Rebreather getaucht sein, ein TL-Kärtchen irgendeiner der zahllosen kärtchenverteilenden Tauchorganisation oder Franchiseketten genügt vollauf. Eine m. E. nach etwas fragwürdige Praxis, die der Verband NRC da anbietet.
Die Mitarbeiter
der Basis sind freundlich, hilfsbereit, engagiert und kompetent. Auch
für
Gäste mit Extrawünschen oder Problemen standen sie stets zur
Verfügung,
was in jedem Fall hohe Anerkennung verdient.
Mittwoch abends wird Nachttauchen angeboten, was allerdings nicht bereits in dem eventuell gebuchten Tauchpaket enthalten ist und mit EUR 25 zu Buche schlägt. Ein Wochentauchpaket (10 TG) kostet 199 Euro.
Auch die mittlerweile leider üblichen Begrenzungen gibt es. Vor jedem Tauchgang endet die Vorbesprechung mit den stereotyp wiederholten Worten "Wir machen keine Deko-Tauchgänge, tauchen nicht tiefer als 40 m und die Tauchzeitbegrenzung beträgt 60 min." Amen. Allerdings wird ohne Guide getaucht, so dass sich hier bei Überschreiten der Tiefengrenze keine Probleme ergaben. Die meisten Plätze enden allerdings spätestens bei 50 Metern Wassertiefe, es sei denn man taucht sehr weit hinaus um dann nur noch Sandgrund anzutreffen.
Die Tauchplätze sind mittelmeertypisch und meistens sehr interessant. Bedingt durch die Tatsache, dass die nördliche Costa Brava um das Cap de Creus seit einigen Jahren ein Naturschutzgebiet ist, haben sich die Fischbestände dieser ehemals leer gefischten Region des Mittelmeeres deutlich erholt. Man trifft auf die mittelmeertypische Fauna wie Oktopusse, Muränen, Drachenköpfe in allen Größen, Zackenbarsche, Brassenschwärme, Gelbstriemenschwärme, Nacktschnecken, prächtige Gorgonien, bunte Schwämme, etc. Vor allem die "Freunde der langsamen Flosse" kommen da beim geduldigen Stöbern auf ihre Kosten.
Die beiden besten Tauchplätze sind "La Trona" und das sich daran anschließende "Cabo Norfeo". Sie liegen praktischerweise gleich nebeneinander. Beide Tauchplätze reichen bis ca. 45 m Wassertiefe und bieten dort Steilwände und schräg abfallende zerklüftete Halden mit vielen Beobachtungsmöglichkeiten für Tiere. Darüber hinaus gibt es auch noch die Möglichkeit, von Land aus direkt in der Bucht vor der Basis zu tauchen.
Die Zimmer, ebenso wie das restliche Hotel, sind sehr sauber und in gutem Zustand. Nur die Betten sind für eher harte Unterlagen gewohnte Mitteleuropäer etwas gewöhnungsbedüftig.
Für den ambitionierten Sporttaucher könnte der Aufenthalt allerdings gelegentlich etwas frustrierend geraten, da das Tauchen doch eher anspruchslos ist. Dies scheint aber eine Entwicklung der Zeit zu sein, da sich die Tauchbasen immer mehr auf die mangelnden Tauchfertigkeiten ihrer oft nur im Urlaub tauchenden Gäste einzustellen scheinen. Cala Jóncols ist dafür (leider) ein gutes Beispiel. Allerdings muss man anmerken, dass Volkmar sein Möglichstes tut, um auch erfahreneren Tauchern Rechnung zu tragen, indem er z. B. auch Kontakte zu einer anderen Tauchbasis herstellen kann, die Tauchplätze mehr im Norden der Costa Brava anbietet (Mazza d'Oro, Isla de Messina) und so auch anspruchsvollere Tauchgänge ermöglicht.
Abschließend muss ich sagen, dass mir die zwei Wochen an der Costa Brava summa summarum als sehr nett, angenehm und interessant in Erinnerung bleiben werden.
Peter Rachow