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Cala Jóncols (Costa Brava) 



Vorbemerkung: Die hier beschriebene Basis in der Bucht von Cala Joncols wird nicht mehr, wie zu jenem Zeitpunkt, als der Bericht verfasst wurde, von Volkmar Göldner betrieben sondern von einer Tauchbasenkette, die sich "Euro Divers" nennt. Diese hat sich nach meinen Informationen das PADI-Tauchen par excellence auf die Fahnen geschrieben (i. e. also das neumodische "Fun-Diving" für Gelegenheitstaucher mit Einschluss z. B. eines Tiefenlimits von 30m, einer Tauchzeitbegrenzung von 60 Minuten, Verbot von Deko-TG etc.). Des Weiteren muss man nach mir vorliegenden Informationen, damit man auch ja nicht zu lange taucht, immer mit 50 bar Restdruck in der Flasche auf dem Boot erscheinen, weil sonst immer die Flasche implodiert, deren Innendruck ja nun gefährlich nah am Atmosphärendruck liegt! Warum man aber trotzdem immer eine volle Füllung bezahlen muss, obwohl man de facto nur 3/4 der Flasche nutzen darf, konnte mir noch nie eine Tauchbasis sinnstiftend erklären).

Ergänzung: Ich erhielt zwischenzeitlich eine anderes lautende Meldung per E-Mail von Martin Heggli . Dort wurde berichtet, dass das Tiefenlimit 40 m sei und der erfoderliche Restdruck in den Flaschen 30 bar. Dass die genannte Tauchzeitbegrenzung und das Verbot von dekompressionspflichtigen Tauchgängen bestünden wurde aber nicht angzweifelt (was mich auch wundern würde...). Meiner Ansicht nach ist es dabei allerdings völlig irrelevant, auf welchen Maximalwert ein Tiefenlimit gesetzt wird. Die Tauchtiefe ist dabei überhaupt nicht der wichtige Faktor. Es geht um ein anderes Problem: Man spricht hier erwachsenen und mutmaßlicherweise mündigen Menschen ab, ihre Freizeitbeschäftigung so auszuüben, wie es für verantwortbar halten. Dabei degradiert man sie zu unmündigen Wesen, die zahlen und konsumieren dürfen, mehr aber nicht. Ähnlich verhält sich mit dem Verbot von Deko-TG usw. Entweder die Basis lässt einen frei tauchen oder nicht. Und diese tut es nicht. Wie gesagt: Die Tiefe ist nicht das Problem, die Entmündigung ist es.

Ernsthafte Sporttaucher, also jene, die kein PAID -Diving wollen sondern eigenverantwortliches Sporttauchen, sollten daher vorher unbedingt die genauen Modalitäten mit der Basis abklären, damit einem Entäuschungen erspart bleiben, evtl. anhand des Fragebogens !


Die Tauchbasis

Die Tauchbasis Pro-Dive Cala Jóncols liegt in einer Bucht der Costa Brava, unweit des Ortes Cadaqués im Naturschutzpark Cap de Creus. Sie wird von Volkmar Göldner geleitet. Der Basenbetrieb funktionierte während unseres Aufenthaltes trotz einer recht hohen Anzahl von Gästen ohne Probleme, die Organisation ließ keine Wünsche offen. Volkmar tut eine Menge, damit die Gäste sich wohlfühlen: Weiterbildungsvorträge durch hervorragende Referenten, Infoabende und vor allem ein sehr angenehmes Ambiente. Alles läuft unter dem Motto "Tauchen und relaxen".

Die Leihausrüstung befindet sich in einem sehr guten und gepflegten Zustand, der Kompressorraum ist klinisch rein, Schmuddelambiente wie bei vielen anderen Basen am Mittelmeer gibt es nicht. Auch das Tauchboot ist sehr gut ausgestattet und bietet neben Funk auch eine Sauerstoffversorgung für Notfälle an. Wenn auch theoretisch Platz für 50 Taucher wäre, fährt das Boot mit max. nur durchschnittlich 25 Personen aus. Sollten sich mehr Interessenten angemeldet haben, werden sowohl vormittags als auch nachmittags 2 Ausfahrten durchgeführt, was aber während unseres Aufenthaltes nicht vorkam.

Auf der Basis ist Tauchaus- und -fortbildung nach den Richtlinien von PADI, NRC und CMAS möglich. Auch ein Eltern-Entreicherungsprogramm ( PADI-Seal-Team ) wird angeboten. Die gelegentlich herumliegenden PADI-Seal-Broschüren sind allerdings für eine kritische Analyse hervorragend geeignet und bieten immer Anlass für spontane Erheiterung.

Weiterhin engagiert sich die Basis sehr stark im Rebreather- und Nitroxbereich. Wer sich für diese Varianten des Tauchens interessiert, kann einerseits bei interessant und gut gestalteten Vorträgen in die Theorie einsteigen und andererseits auch bei einem "Schnuppertauchen" einen praktischen Erstkontakt herstellen. Für den, der noch nicht genug Tauchkärtchen hat (TL***,  Master Scuba Diver Trainer o. ä.) und noch was für's individuelle Prestige tun will, bietet sich die Möglichkeit, auch gleich noch "Rebreather Instructor" zu werden. Der Clou: Man muss vorher noch nicht mal mit dem Rebreather getaucht sein, ein TL-Kärtchen irgendeiner der zahllosen kärtchenverteilenden Tauchorganisation oder Franchiseketten genügt vollauf. Eine m. E. nach etwas fragwürdige Praxis, die der Verband NRC da anbietet.

Die Mitarbeiter der Basis sind freundlich, hilfsbereit, engagiert und kompetent. Auch für Gäste mit Extrawünschen oder Problemen standen sie stets zur Verfügung, was in jedem Fall hohe Anerkennung verdient.
 

Das Tauchen

Pro Tag werden immer zwei Ausfahrten angeboten (vormittags gegen 10:00 und nachmittags gegen 16:00), die an nahe gelegene Plätze führen. Die Fahrzeit zum jeweiligen Tauchziel beträgt zwischen 5 und 20 Minuten. Die Tauchplätze selber sind leider i. d. R. eher anspruchslos zu betauchen. Bei dem geringsten Indiz auf ein Strömungsaufkommen wird z. B. ein Tauchplatz gar nicht erst angefahren. Dies geschieht meiner Interpretation nach deshalb, um Gäste mit geringer Taucherfahrung (die teilweise einen nicht unerheblichen Anteil am Gesamtaufkommen besitzen) nicht zu überfordern. Dass dabei der Tauchspaß für erfahrene Taucher oft auf der Strecke bleibt, ist dabei dann leider die ebenso logische wie bedauerliche Folge.

Mittwoch abends wird Nachttauchen angeboten, was allerdings nicht bereits in dem eventuell gebuchten Tauchpaket enthalten ist und mit EUR 25 zu Buche schlägt. Ein Wochentauchpaket (10 TG) kostet 199 Euro.

Auch die mittlerweile leider üblichen Begrenzungen gibt es. Vor jedem Tauchgang endet die Vorbesprechung mit den stereotyp wiederholten Worten "Wir machen keine Deko-Tauchgänge, tauchen nicht tiefer als 40 m und die Tauchzeitbegrenzung beträgt 60 min." Amen. Allerdings wird ohne Guide getaucht, so dass sich hier bei Überschreiten der Tiefengrenze keine Probleme ergaben. Die meisten Plätze enden allerdings spätestens bei 50 Metern Wassertiefe, es sei denn man taucht sehr weit hinaus um dann nur noch Sandgrund anzutreffen.

Die Tauchplätze sind mittelmeertypisch und meistens sehr interessant. Bedingt durch die Tatsache, dass die nördliche Costa Brava um das Cap de Creus seit einigen Jahren ein Naturschutzgebiet ist, haben sich die Fischbestände dieser ehemals leer gefischten Region des Mittelmeeres deutlich erholt. Man trifft auf die mittelmeertypische Fauna wie Oktopusse, Muränen, Drachenköpfe in allen Größen, Zackenbarsche, Brassenschwärme, Gelbstriemenschwärme, Nacktschnecken, prächtige Gorgonien, bunte Schwämme, etc. Vor allem die "Freunde der langsamen Flosse" kommen da beim geduldigen Stöbern auf ihre Kosten.

Die beiden besten Tauchplätze sind "La Trona" und das sich daran anschließende "Cabo Norfeo". Sie liegen praktischerweise gleich nebeneinander. Beide Tauchplätze reichen bis ca. 45 m Wassertiefe und bieten dort Steilwände und schräg abfallende zerklüftete Halden mit vielen Beobachtungsmöglichkeiten für Tiere. Darüber hinaus gibt es auch noch die Möglichkeit, von Land aus direkt in der Bucht vor der Basis zu tauchen.

Das Hotel

Das angeschlossene Hotel bietet in Verbindung mit einer Buchung Vollpension an. Das Essen ist einfach, aber abwechlungsreich, schmeckt gut und ist ausreichend, da auf Wunsch stets noch ein Nachschlag gereicht wird. Tischwein und Wasser sind im Preis bereits inbegriffen. Probleme gab es beim Frühstück: Wer Schwarztee liebt, sollte sich von zu Hause Teebeutel mitbringen, heißes Wasser kann bestellt werden. Auch Müsliliebhaber sollten sich ihren Stoff mitbringen. Milch wird gereicht.

Die Zimmer, ebenso wie das restliche Hotel, sind sehr sauber und in gutem Zustand. Nur die Betten sind für eher harte Unterlagen gewohnte Mitteleuropäer etwas gewöhnungsbedüftig.

Die Tauchgäste

Interessant ist, welche Gasttypen mittlerweile auch auf deutschen Mittelmeerbasen im Sommer aufschlagen. Da gibt es z. B. den angeblichen TL 3 mit Riesenmundwerk und 50 kg zu viel auf der Wampe, nach eigenem Bekunden ausgestattet mit über 3000 Tauchgängen und beobachtbar diametral entgegengesetzten Tauchfertigkeiten ebenso wie richtig nette Leute, besonders aus der Schweiz, mit denen man abends ziemlich gut quatschen kann. Auch eine Good-Old-Blues-Brothers-Boys-Band (aber nicht aus Chicago!) hatte sich zusammengfunden, die meistens bis weit nach Mitternacht einen absolut starken Blues hinlegte und auch alte Folksongs mit beachtlicher Professionalität interpretieren konnte. Alle Achtung, meine Herren! Keep on bluesin'!

Fazit

Wer eine oder zwei Wochen richtig ausspannen und dabei nett tauchen gehen will, für den ist Cala Jóncols hervorragend geeignet. Insbesondere auch für Familien mit kleinen Kindern ist der Platz eine gute Wahl. Für den bereits halbwüchsigen Nachwuchs hingegen und all solche, die abends erst so richtig ihre Unternehmungslust entdecken, bietet sich Cala Jóncols eher weniger an, denn bedingt durch die abseits gelegene Bucht ist der Massentourismus inkl. Kneipen, Discos, etc. wie nebenan in Rosas und Estartit hier mehr als fern. Rosas liegt zwar nur ca. 12 km entfernt, aber angesichts der Fahrzeit von ca. 40 min., sofern man keinen "Off-Roader" besitzt, überlegt man sich da einen solchen Ausflug doch recht gründlich...

Für den ambitionierten Sporttaucher könnte der Aufenthalt allerdings gelegentlich etwas frustrierend geraten, da das Tauchen doch eher anspruchslos ist. Dies scheint aber eine Entwicklung der Zeit zu sein, da sich die Tauchbasen immer mehr auf die mangelnden Tauchfertigkeiten ihrer oft nur im Urlaub tauchenden Gäste einzustellen scheinen. Cala Jóncols ist dafür (leider) ein gutes Beispiel. Allerdings muss man anmerken, dass Volkmar sein Möglichstes tut, um auch erfahreneren Tauchern Rechnung zu tragen, indem er z. B. auch Kontakte zu einer anderen Tauchbasis herstellen kann, die Tauchplätze mehr im Norden der Costa Brava anbietet (Mazza d'Oro, Isla de Messina) und so auch anspruchsvollere Tauchgänge ermöglicht.

Abschließend muss ich sagen, dass mir die zwei Wochen an der Costa Brava summa summarum als sehr nett, angenehm und interessant in Erinnerung bleiben werden.

Peter Rachow