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PADI - The way the world learns to di(v)e

Prüfungsfragenanalyse der PADI-Instructor-Prüfung (PADI IE)

1 Vorbemerkung

PADI, dem sich selbst als solchen bezeichnenden Marktführer in Sachen "Tauchausbildung", wird von Kritikern häufig vorgehalten, dass die Anforderungen, die ein Tauchausbilder in spe dieser Organisation erfüllen muss, extrem gering seien. Diese Vorwürfe scheinen nicht unberechtigt, denn  bereits die Zugangsvoraussetzungen zum PADI-Tauchlehrerkurs, der in der von Anglizismen durchsetzten PADI-Sprache "Instructor Development-Course" (IDC) heißt und welcher der eigentlichen Prüfung, die bei PADI "Instructor-Examination" (IE) genannt wird, vorgeschaltet ist, sind nicht besonders schwer zu erfüllen (Die deutsche Übersetzung für "IDC" wäre in etwa "Tauchanweiser Entwicklungs-Kursus" ;-))).

An Formalqualifikationen für diesen Kurs sind laut PADI-Webseite bzw. "Instructor"-Handbuch ein halbes Jahr Tauchpraxis (bzw. verstrichene Zeit seit dem käuflichen Erwerb des ersten Brevets) gefordert (zuzüglich dem Kauf verschiedener weiterer PADI-Brevets bis zum sog. "Divemaster") sowie eine "Taucherfahrung" von mindestens 100 Tauchgängen (siehe auch hier ).

Ohne diese Eingangsvoraussetzungen hier näher diskutieren zu wollen, muss man zumindest davon ausgehen, dass bei derartig niedriger erforderlicher Eingangsqualifikation für einen Tauchlehrerkurs ein großer Teil der Prüflinge das spätere Examen einer entsprechenden Tauchlehrerprüfung mangels Erfahrung grundsätzlich nicht bestehen dürfte. Das Gegenteil ist, wie man weiß, beim "Marktführer in Sachen Tauchausbildung" der Fall. Es gibt sogar fallweise eine expressis verbis ausgesprochene "Bestehensgarantie" für die "PADI Instructor Examination" von einzelnen Kursanbietern .

Der einzig logische Schluss kann dann sein, dass die Prüfung vom Anforderungsniveau her sehr gut auf die Zielgruppe der Kandidaten und ihr mutmaßliches Leistungsvermögen zugeschnitten sein muss. So soll hier nun die Analyse der kognitiven Anforderungen und des vom Prüfling zu präsentierenden fachbezogenen Wissens einer PADI-Tauchlehrerprüfung (und zwar im Bereich der Tauchtheorie) vorgenommen werden um einen Eindruck zu erhalten, welchen Schwierigkeitsgrad eine Lizenzierung bei PADI dem Kandidaten abverlangt.

Erklärung: Die hier dargestellten Prüfungsfragen sind mitnichten eine Fälschung. Sie sind, so unglaublich sie im Einzelfalle erscheinen mögen, die Realität. Mir liegen mehrere Original-PADI-Prüfungsbögen vor, auf denen diese Fragen ausdrücklich als Prüfungsfragen einer Tauchausbilderprüfung bei PADI zu finden sind. Der einzige Grund, warum ich die Bögen nicht in ihrer Gesamtheit veröffentliche, liegt darin, dass dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht darstellen würde und somit ungesetzlich wäre.

2 Die Prüfungsfächer

Ein Kandidat, der bei PADI eine Lizenz erwerben will, um in deren Namen Tauchschüler auszubilden, und den "Titel" OWSI (Open Water Scuba Instructor) erlangen möchte, muss sich einer theoretischen Prüfung in 5 Disziplinen unterziehen. Dies sind Die Prüfung selbst ist ein Auswahltest mit vorgegebenen Antworten (multiple choice test), von denen die jeweils nach Ansicht des Kandidaten am besten passende angekreuzt werden muss. Das Erstellen von ganzen Sätzen mit vom Prüfer erschließbaren Bedeutungsinhalt wird nicht verlangt. Jeder Prüfungsteil umfasst ca. 20 bis 30 Einzelfragen.

Nun zu den Prüfungsfächern im Einzelnen. Es soll eine Kurzanalyse exemplarischer Prüfungsfragen unter Betrachtung der Anforderungen an das fachwissenschaftliche Niveau dieser Inhalte vorgenommen werden, um herauszuarbeiten, auf welcher Anforderungsebene eine PADI-Tauchlehrerprüfung stattfindet. Widmen wir uns also dem ersten Themengebiet, der

2.1 Tauchphysik

Dieser Prüfungsteil beinhaltet zuvorderst einfachste Berechnungen verschiedener physikalischer Gegebenheiten in Zusammenhang mit den Gasgesetzen, dem hydrostatischen Druck, der Thermodynamik (Spezialfall Wärmeübergang), der Optik (Spezialfall Refraktion von Licht unter Wasser), Auftriebsberechnungen etc.

Die Fragen entsprechen vom Schwierigkeitsgrad her meiner Einschätzung nach in etwa den Prüfungsfragen zum CMAS*-Brevet, mit wenigen Ausnahmen auch CMAS**. Nun die Belege für diese Einschätzung anhand exemplarischer Fragestellungen:

Der Kandidat (wohlgemerkt ein Tauchlehrerkandidat , kein Bronzetaucherprüfling) soll bei einer Frage aus dem Bereich Physik entscheiden, warum die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Schall in Wasser höher ist als in Luft. Dabei sollen die Eigenschaften des Mediums und die Geschwindigkeit mit Attributen versehen werden:
 

Weil Schall aus Schwingungen besteht, wird der Schall besser übertragen, je ..... das Medium ist. Deshalb bewegt sich der Schall in Wasser ..... mal schneller als in Luft.

a) schneller, 20
b) kälter, 2
c) dichter, 4
d) wärmer, 4

Man erkennt, auch ohne ein Physikstudium abgeschlossen zu haben, dass die Alternativen a), b) und d) nachgerade reiner Unsinn sind. Es kann also nur c) übrig bleiben. Abgesehen davon ist die Formulierung "besser übertragen" physikalisch natürlich völlig unzureichend definiert. So nimmt z. B. in Wasser die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schalles zu, die Reichweite der Schallwellen dagegen ab. Was ist nun genau unter dem Begriff "besser" zu verstehen?

Des Weiteren hat natürlich das Faktum, dass "Schall aus Schwingungen" besteht, kekinerlei Einfluss darauf, dass er sich in Wasser schneller ausbreitet als in Luft. Bei Schallwellen handelt es sich um mechanische Wellen, in diesem besonderen Falle um die longitidunale Übertragung von Stoßimpulsen. Damit ist das Spektrum der "Schwingungen" aber nicht erschöpft. So stellen elektromagnetische Wellen beispielsweise ebenfalls Schwingungen dar. Deren Ausbreitungsgeschwindigkeit sinkt, im Gegensatz zu Schallwellen, in Flüssigkeiten ab. So wird z. B. die Lichtgeschwindigkeit c in Wasser deutlich geringer. (c in Luft ~ 2,99 * 10 8 m/s, c in Wasser ~ 2,26 * 10 8 m/s).

Bei anderen Fragen sind gleich alle 4 Antwortalternativen völlig unsinnig, da schon die Frage ebenfalls völlig unsinnig ist. So heißt es in einer Frage:
 

Manchmal erscheinen unter Wasser gesehene Objekte weiter entfernt, als sie tatsächlich sind. Dieses Phänomen wird x genannt, und der Faktor, der das Auftreten hauptsächlich beeinflusst, ist y.

a) Entfernungswahrnehmung - die Tiefe
b) Diffusion - das Sonnenlicht
c) Visuelle Umkehr - die Trübung
d) Visuelle Umkehr - die Tiefe

Der Begriff der 'Visuellen Umkehr' scheint dabei eine Wortschöpfung von PADI zu sein. Die einschlägigen Physikbücher, die man gemeinhin zum erfolgreichen Bestehen eines entsprechenden Hochschulstudiums benötigt, referenzieren diesen Begriff nicht. Zur Erklärung dieser eigenartigen Frage könnte man einfach annehmen, dass die Personen, die diese Prüfung konzipiert haben, lediglich die Begriffe "weiter entfernt" und "näher" verwechselt haben. Dann würde es passen. Oder möglicherweise sind diese Personen bei dieser Frage davon ausgegangen, dass das Licht nicht vom Objekt zum Auge sondern umgekehrt vom Auge zum Objekt läuft. Dann würde es auch wieder stimmen.

Jetzt könnte man ja einwerfen, PADI habe diese Frage absichtlich so gestellt und aus mir unerfindlichen Gründen nicht die, die man eigentlich erwartet hätte und die erfragt, warum Objekte unter Wasser größer als über Wasser erscheinen. Diese fehlt nämlich in den Bögen völlig. Statt dessen wird irgendwas von "visueller Umkehr" eingeworfen.

Nehmen wir abschließend zur Klärung des Falles einmal probehalber die Schulphysik zu Hilfe, so stellt sich die Sache so dar: Gehen wir bekanntermaßen davon aus, dass Licht beim Übergang vom optisch dichten Medium (H 2 O) in das optisch dünne Medium (Luft in der Maske) vom Lot weg gebrochen wird (die planparallele Platte der Maskenscheibe vernachlässigen wir hier), nimmt die Divergenz der Lichtstrahlen eines Lichtbündels bezogen auf das Lot der Grenzfläche zu. Also nimmt auch in der Folge der Sehwinkel (und damit die scheinbare Größe des Objekts) zu. Dadurch erscheint es dem Betrachter näher bzw. größer, was das Gehirn aber schlecht unterscheiden kann, da uns unter Wasser Vergleiche fehlen. Aber, was haben dann die Tiefe und die Trübung damit zu tun (Antworten c) und d)), ganz abgesehen davon, dass sich an Schwebeteilchen unter Umständen Phänomene der Lichtbeugung abspielen können? So wird hier ein völlig irrelevantes Thema statt eines relevanten abgefragt.

Weiterhin findet man in diesem Physikprüfungsbereich einfachste Auftriebsberechnungen nach dem Archimedischen Prinzip
 

" Wie hoch ist das Volumen des verdrängten Wassers, wenn ein 75 kg schweres Objekt in Salzwasser (Dichte = 1,03 kg/l) neutralen Auftrieb hat? "

oder abgewandelte Druckberechnungen...
 

Wie viel mal dichter ist die Luft auf einer Tiefe von 30m?

...wobei hier natürlich noch genau zu definieren wäre, auf welchen Ausgangsdruck sich der Vergleich überhaupt bezieht.

Des Weiteren gibt es triviale Fraktionsberechnungen:
 

" Eine Tauchflasche enthält 1% CO 2 . Wie hoch  ist der Prozentsatz CO 2 in einer Tiefe von 30m? "

Keine Frage zum Partialdruck, die natürlich wesentlich "schwieriger" zu beantworten wäre. Nein, der absolute Anteil ist gefragt. Analog könnte man fragen: "Eine verschlossene Bierflasche enthält auf Meereshöhe 0.75 Liter Gerstensaft. Welche Flüssigkeitsmenge enthält sie auf dem Mount Everest?"

Insgesamt ist es sehr, sehr dürftig, was ein PADI-OWSI von Physik wissen muss. Bis zum 10. Schuljahr einer weiterführenden Schule lernt man deutlich mehr.

2.2 Tauchphysiologie

Auch hier befinden sich die Fragen primär auf äußerst trivialem Niveau. Einige Belege:

Eine Frage lautet:
 

Während eines Tieftauchganges (wobei noch zu diskutieren wäre, was bei PADI ein Tief-TG ist) beginnt ein Taucher, seltsame Gesten zu machen, als ob er berauscht ist. Dieses Verhalten wird verursacht durch:

a) Kohlendioxidvergiftung
b) Dekompressionskrankheit
c) Stickstoffnarkose
d) Sauerstoffvergiftung

Es stellt sich natürlich die Frage, wie wenig Sachkunde ein Tauchlehrerkandidat haben muss, um nicht auf Antwort c) zu kommen.

Auch der kognitiv erheblich benachteiligte Kandidat wird vermutlich folgende Frage richtig beantworten:
 

'Barotrauma' beschreibt eine x , die beim Tauchen y auftreten kann .

a) Rückenverletzung - beim Einstieg mittels Rolle rückwärts
b) druckbedingte Verletzung - entweder beim Aufstieg oder Abstieg
c) dekompressionsbedingte Verletzung - durch einen schnellen Aufstieg
d) druckbedingte Verletzung - ausschließlich beim Aufstieg

Abgesehen davon, dass zwischen b) und c) eine nicht wegzudiskutierende Unschärfe liegt, denn bei der Druckverminderung (=Dekompression, also der Auftauchphase) kann es zu Barotraumen kommen, muss man schon sehr wenig Ahnung vom Tauchen haben, um nicht auf b) zu kommen.

Schockierend fand ich auch folgende Frage:
 

Die Bezeichnung "Flachwasser-" bzw. "Schwimmbadblackout" bezieht sich auf Bewusstlosigkeit, die bei einem x Tauchgang während dessem y auftreten kann.

a) tiefen - Übersättigung
b) Schnorchel- - sinkendem Stickstoffpartialdruck
c) Schnorchel- - erhöhtem Kohlendioxidpegel.
d) Nacht - Ausfall der Lampe

Diese Frage lässt sich ebenfalls mit dem taucherischen Wissen eines Bronzetauchers beantworten: a) scheidet aus, weil im Text der Frage von "Flachwasser" geredet wird. Bleiben also b), c) und d) übrig. d) ist blanker Unsinn, weil hier wohl nur absolute Nichtswisser raten und einen Zusammenhang zwischen Nacht/Lampenausfall und Bewusstlosigkeit herstellen werden. Schön und unheimlich erheiternd bei dieser Antwortmöglichkeit ist insbesondere, dass in diesem speziellen Falle die Übersetzung vom Amerikanischen ins Deutsche ohne großes Nachdenken angefertigt wurde: "Blackout" steht im Amerikanischen nämlich sowohl für "Bewusstlosigkeit" als auch für "Stromausfall". Har, har. ;-))

Es bleiben also b) und c) Das entspräche jetzt dem Fifty-fifty-Joker beim "Millionärs"-Quiz. Wenn man sich nun noch schemenhaft daran erinnern kann, dass Stickstoff nur unter hohem Partialdruck narkotisierend wirkt und dagegen CO 2 ein Gas ist, das einen Antagonisten zum Sauerstoff darstellt, muss die richtige Antwort zwangsläufig c) sein.

Noch ein "Kracher":
 

Eine Pressluftflasche sollte nicht mit reinem Sauerstoff gefüllt werden, weil:

a) Atmen reinen Sauerstoffs toxisch sein kann, selbst in geringen Tiefen.
b) der Körper Stickstoff aus der Atemluft benötigt.
c) dies nur für eine spezielle Art des Tieftauchens angewandt wird.
d) die Flasche nicht so viel Atemgas enthält, wenn sie mit reinem Sauerstoff gefüllt wird.

Bei dieser Frage sieht man sehr schön das grundlegende Problem der Multiple-Choice-Tests. Wenn man eine bestimmte Anzahl Antworten vorgeben (hier immer 4) muss, damit der Kandidat auch eine falsche Antwort geben kann und der Test einen Rest von Validität bereitstellt, ergibt sich bei bestimmten Fragen einfach das Problem, mehrere falsche Alternativen so anzugeben, dass diese auch noch halbwegs sinnvoll sind und als mögliche richtige Antwort vom Prüfling zumindest in Betracht gezogen werden. Diese Antwortalternativen dürfen dann aber auch nicht zu nahe an der richtigen Antwort liegen, damit auch der unbedarfte Kandidat (der ja schließlich für seinen Kurs sehr viel Geld bezahlt hat und ein Recht auf Prüfungsbestehen daraus ableiten könnte) auch eine realistische Chance des Bestehens notfalls durch sukzessives Ausschließen der Falschantworten hat. Das Ergebnis ist dann im Einzelfalle ungeheurer Unfug wie hier die Antworten b) bis d) deren geistige Dürftigkeit hier nicht weiter kommentiert werden soll.

Und hier noch eine Frage, bei der alle Antwortmöglichkeiten nicht zielführend sind:
 

Übliche Anzeichen und Symptome der Dekompressionskrankheit können beinhalten:

a) Taubheitsgefühl Prickeln/Stechen in den Extremitäten.
b) extreme Erschöpfung.
c) Lähmungserscheinungen auf nur einer Seite des Körpers.
d) Sowohl a) als auch b) sind richtig.

Richtig wären hier a) und c). b) deutet dagegen auf ein hohes Quantum an Mikrogasblasen und eine reduzierte Sauerstoffaufnahme bzw. Gasaustausch in der Lunge hin. Also müsste Alternative d) heißen: " d) Sowohl a) als auch c) sind richtig."

Noch mehr "schwierige Fragen"? Sehen wir uns diese an...
 

Sauerstoff wird einem Taucher, der vermutlich die Dekompressionskrankheit hat, verabreicht, um...

a) den Partialdruck des Stickstoffes in der Lunge zu verringern [..].
b) Hypokapnie zu verringern.
c) den Metabolismus des Stickstoffes zu erhöhen.
d) alle oben genannte ist richtig.

b) ist Unsinn, weil Hypokapnie ein Unterschreiten eines bestimmten CO 2 -Wertes beschreibt, CO 2 spielt aber hier keine Rolle. Damit scheidet dann sofort auch d) aus. c) ist Blödsinn weil Stickstoff inert ist, also nicht metabolisiert wird, was man allerdings wissen sollte. Es bleibt also nur a) übrig.

Und, man kann neuerlich sehr gut erkennen, welche immensen Vorteile Multiple-Choice-Tests (MC) gegenüber schriftlichen Klausuren haben, bei denen der Prüfling eigene Antworten formulieren muss: Durch schrittweises Ausschließen der potenziell falschen Alternativen (beginnend mit derjenigen, die am unwahrscheinlichsten ist) kann auch ein fachlich nicht sonderlich versierter Kandidat beim MC-Verfahren gute Ergebnisse erzielen. Dabei muss er nun keineswegs den Lehrstoff vollständig durchdrungen haben, sondern es reicht ein solides Halbwissen und darauf aufbauend das Verfahren der sukzessiven Approximation an das Ziel. Dabei kommt natürlich in diesem speziellen Falle zusätzlich zum Tragen, dass ein Gutteil der vorgegebenen Antwortmöglichkeiten derart weit von jeglicher Plausibilität entfernt sind, dass man strenggenommen auf diese Alternativen auch hätte verzichten können. Sie sind nicht mehr als "Zählkandidaten". Wenn aber nur eine oder zwei sinnvolle Möglichkeiten übrig bleiben, ist es ein leichtes Unterfangen, die PADI-Instructorprüfung zu bestehen.

2.3 Recreational Dive Planner (RDP)

Zu diesem Komplex sind mir leider keine Aussagen möglich, da ich den "RDP" nicht kenne. Ich gehe jedoch davon aus, dass die Fragestellungen weniger komplex als eine einfache Dekostufenermittlung nach z. B. Deco92 sind. Allerdings findet sich hier immer wieder die schöne Aussage, ein Taucher solle, wenn er die Nullzeitgrenze versehentlich um 2 Minuten überschritten habe, eine "Notfall-Dekompression" durchführen. (Die Frage, was er denn tun solle, wenn er dies absichtlich getan habe, stellt sich bei PADI erst gar nicht, denn PADI-Tauchen=Nuillzeittauchen und wird daher erst recht auch nicht beantwortet.)

Die beschriebenen Tauchgänge, anhand derer der Proband die Nullzeitrechnungen durchführen soll, sind übrigens nicht unbedingt zur Nachahmung empfohlen.

Einige Beispiele:
 

  • " Wie ist die Wiederholungsgruppe nach einer Oberflächenpause von 52 Minuten? ",
  • " Ein Taucher beendet  einen Tauchgang [...], um nach einer Wartezeit von 45 min. einen zweiten Tauchgang durchzuführen... "
  • " Ein Taucher plant 3 Tauchgänge mit minimalen Oberflächenpausen zu machen... "

  • etc.

    PADI scheint wirklich führend in der Anwendung neuester empirischer tauchmedizinischer Ergebnisse zur Dekompressionsforschung zu sein. :-((( Was das für das Instructorpersonal, das diese "Ausbildung" durchlaufen hat, und deren Qualifikation bedeutet, kann man sich an allen 5 Fingern abzählen. "Des mache' schon immer so, des hat uns noch net geschadet" kann aber wohl kaum als wissenschaftlich fundierte Aussage durchgehen.

    2.4 Tauchfertigkeiten und Tauchumgebung

    Auch hier werden vom Probanden tiefgehende taucherische Erfahrungssätze und deren zielgerichtete Anwendung in der Praxis erwartet. Beispiele:
     
    Dauer und Ausmaß der Gezeiten beruhen auf...

    (....ähhhh, dem Einschlag eines Meteors in unmittelbarer Nähe????)
     

    Es wird empfohlen einen Hebesack zu benutzen, wenn ein Gegenstand einen Abtrieb von mehr als x Kilogramm hat " (Alternativen für x: 5 kg, 8-11kg, 12-15kg, > 20kg).

    Eine Frage zu Unterwasserzeichen findet sich auch
     

    Eine geballte Faust, in Richtung des Brustkorbes bewegt, bedeutet...

    Des Weiteren erhält man den "heißen" Tipp, dass man mit dem Zählen der Flossenschläge die Entfernung unter Wasser bestimmen solle (was insbesondere bei Strömung sicher sehr sinnvoll und genau ist).

    Und damit bei PADI die Kasse stimmt, heißt es in einer Frage dieses Themengebietes:
     

    Um die Unterwasserumgebung zu schützen sollten Tauchgangsbegleiter die Taucher ermutigen:

    [...]
    c) an PROJECT AWARE Aktivitäten [...] teilzunehmen.
    [...]
     

    2.5 Tauchausrüstung

    Hier gab es teilweise richtig lustige Antwortalternativen zu lesen, die einen wirklich schmunzeln ließen.

    Ein Beispiel:
     

    Moderne Lungenautomaten werden als solche mit offenem Kreislauf und mit bedarfsabhängigem Ventil bezeichnet, 
    [...]
    weil sie von guter Qualität sind und der Bedarf hoch ist.
    [...]

    Ich fasse mir an den Kopf, muss aber im Gegenzug auch sagen, dass die Leute von PADI echt Humor haben. Wer diese Antwort allerdings ankreuzt, sollte sich dann doch besser ein anderes Hobby suchen, Laubfegen (TM) z. B. kann auch sehr lustig sein...

    Witzig war auch
     

    Gelangt Wasser in eine Stahlflasche, so kann sich x bilden.

    a) Eisenoxid/Rost
    b) Aluminiumoxid (Anmerkung vom Autor: Al 2 O 3 I n einer Stahlflasche, wirklich ganz großes Tennis! (TM) )
    c) Salzkristall
    d) Wasserstoff

    Ist dies eventuell ebenfalls ein Test auf einen möglichen IQ weit unter Durchschnitt? Wie kognitiv minderbegabt muss jemand sein, um diese Frage falsch zu beantworten?. Ganz abgesehen davon, dass bei Verwendung der Flasche im Salzwasser sowohl Fe 2 O 3 als auch ausfällende Salzkristalle zu beobachten sein dürften, wenn eben dieses Wasser in der Flasche langsam vom flüssigen in den gasförmigen Zustand übergeht. Strenggenommen wären also zwei Antworten richtig. Da kann man echt nur mit dem Kopf schütteln, ob dem, was der angebliche Marktführer in Sachen Tauchausbildung da seinen Prüflingen (wohlgemerkt keine Anfänger, sondern Tauchlehrer!!!) abverlangt. :-(((

    Weiterhin gibt es interessante Fragen zum Modus der Prüfung von Druckflaschen in den USA, die sich sicher 100%ig auf die Verhältnisse in  Europa im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen übertragen lassen. Aber egal, die Firma ist ja aus USA und die fragen eh' nicht, was in "old Europe" abläuft.

    3 Abschlussbetrachtung

    Auch wenn natürlich für diese Kurzanalyse in sehr plakativer Weise primär die haarsträubendsden Fragen aus der "PADI-Instructor-Examination" gewählt wurden, kann man doch daran sehr gut erkennen, wie niedrig die erforderlichen theoretischen Kenntnisse von PADI-Instruktoren sind. Bei vielen der von mir gesichteten Fragen wäre es des Weiteren bei bestem Willen überhaupt nicht möglich gewesen, die falsche(n) Alternative(n) anzukreuzen. Summa summarum befanden sich sämtliche mir vorliegenden Fragen auf einem sehr niedrigen kognitiven Niveau und wären samt und sonders mit dem Lehrstoff des CMAS* Brevets bzw. fallweise etwas zusätzlicher Lernarbeit ausgehend von diesem Niveau zu beantworten gewesen. Rückschlüsse über das mutmaßliche Kompetenzniveau der dabei entstandenen Tauchlehrer möge der geneigte Leser nun selber ziehen.

    Andererseits könnte es ja sein, dass ich tatsächlich (wie es mir ein unheilbarer PADIist in d.r.s.t mal vorgehalten hat) das "System nicht verstanden habe". Ich frage mich allerdings, was es bei PADI im Allgemeinen und den oben gezeigten Prüfungsfragen im Besonderen bezüglich eines Systemgedankens nicht zu verstehen gibt. Die Fragen sind leicht zu beantworten. Die Hürden sind also niedrig und PADI-Instructor kann damit jeder werden, vorausgesetzt er entrichtet den finanziellen Preis. Damit erschließt sich das System sehr schnell neue Ressourcen an Geld und Mitarbeitern. So einfach ist das. Demnächst kommt noch jemand und hält einem Fast-Food-Kritiker vor, er habe McDonald's nicht verstanden und das Essen dort sei bei genauer Analyse durchaus wohlschmeckend.

    PAID - So taucht man heute.