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Tieferes Tauchen mit Pressluft

Letztes Update: 02.06.2003 (Danke an Burkhard Pütz für den Hinweis auf einen Rechenfehler auf S. 67)

Am Ende dieser Seite finden sie einen Link auf eine, wie ich finde, recht ausführliche Anleitung zum tieferen Tauchen mit traditioneller Pressluft. Vorher sollen jedoch einige einleitende Worte gesagt werden, damit Sie wissen, ob sich das Herunterladen des 1 MB großen PDF-Dokumentes lohnt.

Dieser Text ist nichts für Desperados und/oder rekordsüchtige Wirr- oder schlimmstenfalls Dummköpfe auf der Suche nach dem " ultimativen Kick " unter Wasser. Er soll Ihnen Informationen und Hilfen liefern, wenn Sie tiefere Tauchgänge unternehmen wollen, als die, die man heute modern ausgebildeteten Hobbytauchern zugesteht (30 oder 40m max. Wassertiefe in der Nullzeit, also sog. Recreational Diving ). Wenn Sie allerdings zu jener Gruppe von Freizeitaquanauten gehören, die den " absoluten Kick " unter Wasser suchen, die " heuer noch den 100er im See machen " (wörtlich aus einer Taucherliste zitiert) wollen oder ähnlichen Blödsinn mehr vorhaben, sind Sie hier falsch! Sie sollten dann doch besser einen entsprechend ausgebildeten Facharzt konsultieren und mit dem Tauchen aufhören.

Die hier zusammengestellten Informationen sind nichts Neues sondern stellen i. W. traditionelles taucherisches Allgemeinwissen dar, welches aber im Zuge der immer mehr um sich greifenden stark vereinfachenden PAID -Ausbildung in Vergessenheit zu geraten droht. Der wichtigste Hintergedanke dabei ist die Kernaussage:

"Man kann mit Luft durchaus tiefer als 40m tauchen, wenn man es richtig macht."

(Wichtig: Der Terminus "richtig machen" in diesem Zusammenhang hat nichts mit dem allfällig bekannten "Doing-it-right"-Quatsch zu tun!) So gesehen haben Sie hier ein Kompendium klassischen und bewährten Sporttauchens vor sich. Für Extremtauchgänge oder hahnebüchene Techtauchunterfangen, wo versucht wird, mit 100kg Ausrüstung die Physik und die Physiologie zu überlisten und andere Verzweiflungstaten mehr ist dieses Wissen völlig ungeeignet. Da hilft eigentlich sowieso nur noch nur beten.

Diese Ausarbeitung wendet sich an vernünftige Sporttaucher mit ausgeglichener mentaler Verfassung, solider Taucherfahrung (500 bis 600 Tauchgänge mindestens, und das nicht nur auf den Malediven, sollten es schon sein) und der Fähigkeit zur kritischen Analyse der eigenen Motivation und des eigenen Handelns. Wenn Sie über etwas davon nicht verfügen, warten Sie noch ein paar Jahre.

Es soll ihnen des Weiteren vor Augen geführt werden, dass sicheres Durchführen von tieferen Tauchgängen gebunden ist an die Kompetenz des Tauchers zu bewusstem und vernunftbasiertem Handeln und nicht an den Erwerb von ebenso teuren wie nutzlosen "Techtauchzertifikaten" oder extrem teuerer Ausrüstung.  Diese Kompetenz entwickelt sich aber nur in langer Übungszeit. Die Fähigkeit zu besitzen, Situationen vor dem Tauchen ebenso wie unter Wasser richtig einzuschätzen und entsprechend zu handeln, impliziert vorangegangenes langes und bewusst durchgeführtes Training. "Bewusstes Training" erlangen Sie aber nicht durch einen wie auch immer gearteten Schnellkursus oder indem Sie sich einfach " tief 'runter stürzen " sondern ausschließlich durch immerwährende und sich langsam im Schwierigkeitsgrad steigernde Übung. Denken Sie daran: Selbstüberschätzung endet beim Tauchen u. U. tödlich.

Jetzt zum eigentlichen Thema: Je nachdem, wie Sie den Tauchsport ausüben, werden Sie früher oder später tiefere Tauchgänge (in Wassertiefen unterhalb 40 m Wassertiefe) planen und durchführen wollen. Sie haben nun die Möglichkeit, einen entsprechenden Kurs bei einem der in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossenen "Tech"-Tauchverbände zu besuchen. Dort wird man Ihnen gleich zu Anfang erklären, dass Tieftauchen mit Pressluft im Prinzip großer Schwachsinn sei, wird Ihnen sofort darauf im nächsten Atemzug aber auch sagen, dass man Ihnen trotzdem sehr gerne einen sogenannten "Deep-Air-"Kurs verkaufen will, ja sogar verkaufen muss , denn das sei nämlich die Eintrittspforte für das richtige "Techdiving" mit Trimix und so und dann ginge es richtig tief runter.... Weiterhin wird man Ihnen viel mit englischen Begriffen durchsetztes Bla-Bla an den Kopf werfen, dass unheimlich wichtig, erfahren, cool, technisch und erhaben klingt, das aber eigentlich nur Blödsinn ist. Sehr teurer Blödsinn allerdings.

Was lernen Sie in dem "Tiefluftkurs"?

Nun, zuerst mal den Umgang mit großen Doppelflaschengeräten, die, so wird man Ihnen erklären, das absolute Minimum für "sicheres Tauchen" darstellen, dann die Handhabung eines sog. "Reel", also einer aufblasbaren Boje die befestigt ist an einer Seilspindel. Dieses Ding braucht man, um sich während der Dekompressionsphase daran zu hängen um die Dekostufen genau einzuhalten. Da die meisten Techdiver noch nicht so lange tauchen, sind sie nämlich oft nicht besonders sicher im Einhalten einer bestimmten Tiefe im Freiwasser. Mit einem Luftballon nebst angehängtem Seil tut mancher sich da wesentlich leichter.

Man wird ihnen weiter erklären, wie man einen Dekotauchgang mit einer Computersoftware oder speziellen Tabellen berechnet (das ist ganz lohnend, wenn Sie noch nie eine Dekotabelle in der Hand gehalten haben). Man wird Sie im Zudrehen ihrer Flaschen unter Wasser üben und wird versuchen, ihnen endlich eine "richtige" Flossentechnik beizubringen, sie mit "Stages" (das sind Zusatzflaschen) behängt ins Wasser werfen und gaaaaanz anspruchsvolle Dinge machen, wie z. B. die Ausrüstung unter Wasser ab- und wieder anlegen. Dann dürfen Sie noch eine kleine Wegstrecke ohne Maske tauchen und sich wassertretend einige Minuten auf der Stelle bewegen. Wenn Ihnen vieles davon (bis auf das Wassertreten!) bekannt vorkommt, haben Sie wahrscheinlich schon einmal einen Teil einer CMAS-Ausbildung absolviert.

Für diesen, allerdings unstreitig nett verpackten, Unsinn wird man Ihnen dann summa summarum einige hundert Euro abknöpfen, plus Zusatzkosten wie Brevetgebühr, "Instructorauslagen" (was auch immer das sei), Gasfüllungen (Pressluft ist schließlich teuer!) etc., versteht sich. Ihr Geldbeutel wird nachher deutlich leichter sein.

Wenn Sie das alles wollen, wenden Sie sich an eine der in diesem Felde agierenden Organisationen modernen Freizeittauchens. Diese Organisationen (manche von ihnen haben nur 5 Mitarbeiter, aber das macht nichts!)  haben alle ein "T" im Namen (was für "Tech" steht, wie Sie sich denken können) und manche zusätzlich noch ein "I", was für "international" steht. "International" betrachtet sieht es dann so aus: Die meisten dieser Orgs sind aus Amerika, die Kursmaterialien sind meistens in Englisch, einem mehr oder weniger schlechten allerdings. Sie können das problemlos mit Schulenglisch verstehen. Der Instructor wird viele Begriffe auch nicht übersetzen können, es gibt also während des Kurses ein schönes Kauderwelsch zu hören. Sie werden bei alledem viel Spaß haben und in drei, spätestens 5 Tagen, Ihr neues "Techzertifikat Deep Air" in  Händen halten.

Wenn Sie das alles nicht wollen, entweder weil Ihnen das Geld zu schade ist, oder sie keine Lust auf einen Kurs haben wo Ihnen jemand, der oft weniger Taucherfarung hat als Sie selber, etwas beibringen will, oder Sie der Ansicht sind, ein denkender Mensch zu sein, der solcherlei auch alleine lernen kann, dann sind Sie hier richtig.

Wovon handelt nun der Text "Tieftauchen mit Pressluft", verfasst vom Autor dieser Webseite, unter Mitautorenschaft von Christian Zink und Claudia Prutscher?

Inhaltsangabe und Zielgruppe

Zielgruppe: Diesers kleine Büchlein im PDF-Format wendet sich an Sporttaucher, die schon eine gewisse Taucherfahrung gesammelt haben. In einer konkreten Tauchgangzahl kann man das indes nicht ausdrücken. Die Autoren hatten zur Zeit der Erstellung des Textes jeder zwischen 600 und 1100 Tauchgängen unternommen und betreiben den Tauchsport einige Jahrzehnte. Sie persönlich als Tieftauchinteressierter sollten auch ca. 400 bis 600 Tauchgänge absolviert haben und nicht erst letztes Jahr mit dem Tauchen begonnen haben.

Vieles in dem Text sind klare Handlungsanweisungen die wir (die Autoren) über viele Jahre erarbeitet und aus selbst gemachten Erfahrungen abgeleitet haben und die uns ein gutes Gefühl bei unseren Tauchunternehmungen gegeben haben und immer nnoch geben. Manches bleibt indes nur angedeutet, hier müssen Sie eigene Lösungen suchen. Der Sinn des Textes ist es, Sie zum Nachdenken zu bewegen. Sie können nur sicher tiefe Tauchgänge durchführen, wenn Sie vorher und während des Tauchens eines tun: DENKEN .

Hier nun das Inhaltsverzeichnis der aktuellen Textversion:
 
 

1. ANSTELLE EINES VORWORTES 
2 VORÜBERLEGUNGEN 
    2.1 Die Ausrüstung 
        2.1.1 Die Atemregler 
            2.1.1.1 Kolben- oder membrangesteuerte Regler? 
            2.1.1.2 Wieviel Regler braucht man? Das magische Wort „Redundanz“. 
            2.1.1.3 Der Luftvorrat 
        2.1.2 Instrumentierung und Redundanz
        2.1.3 Auswahl eines geeigneten Tauchanzuges 
            2.1.3.1 Konfiguration des Inflators des Trockentauchanzuges 
            2.1.3.2 Tarieren 
        2.1.4 Tarierung und Tarierhilfen 
        2.1.5 Instrumente für die Dekompression 
            2.5.1.1 Der Tiefenmesser 
            2.5.1.2 Die Taucheruhr 
            2.5.1.3 Die Dekompressionstabelle 
    2.2 Personale Voraussetzungen für Tieftaucher 
        2.2.1 Ausbildung 
        2.2.2 Training 
            2.2.2.1 Verhalten bei Luftmangel und/oder Ausfall des Atemreglers 
                2.2.2.1.1 Einsatz des Zweitreglers 
                2.2.2.1.2 Wechselatmung 
        2.2.3 Erfahrung als Vorbedingung für sicheres Tieftauchen 
        2.2.4 Persönliche Physiologie 
        2.2.5 Psychologische Aspekte
3 ETWAS PHYSIK UND PHYSIOLOGIE FÜR TAUCHER
    3.1 Die Physiologie des Menschen unter Druckluftatmung 
        3.1.1 Dekompressionsproblematik 
Physiologie der Dekompression 
Luft und ihre physikalisch-/physiologische Bedeutung
Druck und Partialdruck 
Löslichkeit von Gasen in Flüssigkeiten 
Welche Inertgasmenge kann sich in einer Flüssigkeit oder einem Körpergewebe lösen? 
Stickstoff als Inertgas 
Sättigung und Entsättigung in den Körpergeweben 
Verlauf der Lösungskurven 
Sättigungsverlauf verschiedener Gewebe 
Welche Gewebe sind beim Sporttauchen relevant?
Die Entsättigung 
Übersättigung und Sättigungstoleranzen 
Verzögerte Entsättigung 
Mikrogasblasen 
Stickstoffabgabe über die Lunge 
Dekompression in der Praxis 
Nullzeittauchgänge sind nicht wirklich sicher: Der ewige Streit "Nullzeit-TG" vs. "Deko-TG" 
Gestaltung der Austauchphase bei Dekompressionstauchgängen 
Austauchen unter vermindertem Umgebungsdruck (Bergseetauchen) 
Die Bedeutung der Aufstiegsgeschwindigkeit 
Tipps für die Tauchsicherheit 
Dekompressionsunfälle/Dekompressionskrankheit (DCS, decompression sickness) 
Behandlung der DCS 
Alternative Behandlungsmöglichkeiten 
Ausgelassene Dekompression und kurzes Austauchen, Luftmangelsituation 
Falsche Annahmen und Aussagen zur Dekompression 
Kleines Glossar zur Dekompression 
Häufig gestelle Fragen zur Dekompression 
        3.1.2 Sauerstoffvergiftungen
            3.1.2.1 Zentralnervensystem (Paul-Bert-Effekt) 
            3.1.2.2 Pulmonale Sauerstoffvergiftung (Lorraine-Smith-Effekt) 
4. TIEFTAUCHEN IN DER PRAXIS 
    4.1 Planung der Luftmenge 
           4.1.1 Das „praxisorientierte“ Verfahren: Die „Drittel-Regel“ 
           4.1.2 Das „theorieorientierte“ Verfahren: Die Vorhersage des Luftverbrauchs 
                4.1.2 1 Rechenweg mit Beispielrechnung: 
                4.1.2 2 Limitierungen 
                4.1.2.3 Praxiserwägungen 
     4.2 Notfallprozeduren 
        4.2.1 Praktische Maßnahmen bei den verschiedenen Störungen eines Tauchgangs 
    4.3 Tauchgangskontrolle 
    4.4 Umgang mit der Stickstoffnarkose 
    4.5 Tieftauchen in Wracks 
5. ANHANG 
    5.1 Dekotabelle für Luft bis 81 m Wassertiefe 
6. ÜBUNGEN FÜR DAS GERÄTETAUCHEN UND DAS TIEFTAUCHEN 
    6.1 Übungen mit der Maske 
    6.2 Reserve (nur bei bei älteren PTG): 
    6.3 Aufstiegsübungen/Tarieren 
    6.4 Simulation von Luftmangel (OOA, out of air) 
    6.5 Vereisung 
    6.6 Gerätehandhabung 
    6.7 Notaufstieg 
    6.8 Tauchtabelle/Dekotauchgänge 
    6.9. Übungen ***-Brevet o.ä. Zertifikat 
7. LITERATUR ZUM WEITERLESEN 

So, und hier kann man das kleine Pamphlet ;-)) herunterladen (Version vom 02.05.2003 mit kl. Korrektur vom 02.06.2003 - Größe 1 MB)