Tauchbasis "Ulla und Paul", Cadaques (Costa Brava)
Die
Tauchbasis
Die Tauchbasis "Ulla und Paul" in Cadaques ist
eine Basis, die schon lange besteht (seit 1975). Sie wurde früher
von den Eltern des heutigen Baseninhabers Claas Bräutigam
aufgebaut und lange
geführt und vor einigen Jahren dann von ihm übernommen. Mein
erster Besuch dort liegt auch schon fast 2 Jahrzente zurück, und
so war es interessant zu sehen, ob und was sich verändert hatte.
Insbesondere galt es herauszufinden, ob man sich dem neumodischen Trend
unterworfen hatte, Sporttaucher mit allerlei Einschränkungen
hinsichtlich des Tauchverhaltens mehr oder weniger zu entmündigen
oder ob man in
bekannter Weise eigenverantwortlich seinem Sport nachgehen konnte. Um
es kurz zu machen: Nein, es war alles wie gewohnt, Gängelungen und
dergleichen "moderne" Auswüchse gab es nicht. Aber
dazu später mehr.
Anreise
Man reist entweder mit dem eigenen Auto oder dem Flugzeug
(Zielflughafen Girona) an. Wählt man den ersten Weg, ist es zu
empfehlen, außerhalb der Hauptsaison eine Unterkunft nicht von
Samstag auf Samstag zu buchen, da man sonst sehr viel Spaß auf
der "Autoroute de soleil" hat. Diese "Autoroute de bouchon" ("bouchon",
franz. für "Stau") ist die ziemlich berüchtigte A7 nach
Süden, die einem spätestens ab Lyon (wenn Madame und Monsieur
Dupont heerscharenweise aus ihrem Pariser Vorort geschlossen in den
Süden flüchten) mit einem einem netten und vor allem ziemlich
teuren Dauerstau zu unterhalten pflegt. Die
Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt dann auf die Werte einer
Landschildkröte, dafür darf man das Abgas der anderen
staugestressten Leidensgenossen einatmen, in ihre gefrusteten Gesichter
blicken und sich den restlichen Tag wahlweise mit Mord- oder
Selbstmordgedanken vertreiben. Und das Ausweichen auf die "route
national" ist leider auch keine Alternative, da 10.000de andere
Autofahrer aus
der "Grande Nation" nebst einigen Deutschen und Niederländern
justement die gleiche Idee hatten. Die Anreise
betrug diesmal freitags für die 1300 Kilometer nach Spanien einige
Stunden
weniger als am obligaten Samstag nach Hyeres
obwohl diese Entfernung ca. 300km weniger beträgt.
Unterkunft
Claas Bräutigam bietet als Service die Vermittlung von
Appartements an. Diesen Service sollte man nutzen. Auch ohne
repräsentativ sein können muss ich sagen, dass wir für
diesen Urlaub eine sehr geräumige, gut ausgestatte, saubere und
schöne Ferienwohnung für 35,- Euro pro Person und Nacht
vermittelt bekamen (und das mit Meerblick). Sie lag in Laufweite von
der Basis und so konnte man das Auto stehen lassen, was die CO2-Bilanz
(ja, Frau Merkel, wir tun echt
was für das Klima!) unseres Urlaubs
nachhaltig verbessert hat. Es gibt zwar auch einen Campingplatz in
Cadaques, aber den brauche ich heute nicht mehr. "We all get older, you
know?"
Tauchen
Nun
zum wichtigsten Punkt: Dem Tauchbetrieb. Zuerst: Die Basis hat sich
seit meinem letzten Besuch nicht wesentlich verändert. OK, heute
schaut man sich schon das Logbuch, die Tauchtauglichkeitsuntersuchung
und das Brevetplastik an. Claas' Vater hatte dagegen seinerzeit noch
mit den Ärtzeattesten sein Boot abgeklebt wenn er es lackiert hat
und erklärte gelassen, das Meer könne nicht lesen. Kann es
zwar tatsächlich nicht, aber ein Blick auf die Papiere hat ja auch
noch nicht geschadet.
Das Tauchen läuft eigenverantwortlich und je nach Leistungsstand
in selbst gewählten Tauchgruppen ab. Es gibt weder einen
Guidezwang noch irgendwelche von anderen Basen bekannten
Einschränkungen (also die bekannte Litanei à la "wir-tauchen-hier-nicht-tiefer-als-30-Meter-machen-keine-dekotauchgänge-und-ihr-müsst-immer-50-bar-restdruck-in-der-flasche-mitbringen").
Und "Rudeltauchen" ist natürlich bei "Ulla und Paul" auch ein
Fremdwort.
Alles läuft extrem entspannt ab und so ist garantiert, dass auch
erfahrene Sporttaucher aus Zeit vor dem "PAID-Diving"
auf ihre Kosten kommen. Man fährt mit einem schnellen Zodiak
einige Minuten zum Tauchgebiet (der mittelmeertypisch und reich an
Flora und Fauna ist), bekommt eine kurze Einweisung in den Tauchplatz
und kann sich ganz gepflegt auf den individuellen Tauchgang mit
indivudueller Wahl des Tauchprofiles begeben. Auf Wunsch wird
natürlich eine Begleitung angeboten, was sicher für nicht
sehr erfahrene Taucher sehr sinnvoll ist. Positiv war (bzw. ist) in
jedem
Fall, dass die Mitarbeiter der Basis erkennen, welchen Typus eines
Sporttauchers sie vor sich haben und nicht, wie z. B. in Ägypten
häufig vorkomment, alle einfach gleich machen und das unterste
Niveau taucherischen (Nicht-)Könnens als Standard ansetzen und
dann jeden zahlenden Gast als potenziellen selbstmordgefährdeten
Anfänger einstufen. Derlei mag zwar aus Sicht der Basis
ökonomisch sein, macht aber dem Taucher i. d. R. wenig Spaß. Bei "Ulla und Paul" wird also
Individualismus groß geschrieben.
Ach ja, und dass das Personal bei "Ulla und Paul" nett, entspannt und
überaus charmant ist, sollte man vielleicht auch noch
erwähnen. Da können sich andere noch eine
ganze Scheibe (oder auch mal zwei, wenn eine nicht reicht) von
abschneiden, gell', liebste Frau van
Capelle!. Tauchplätze
Die Tauchplätze waren insgesamt sehr fischreich, was ich anders in
Erinnerung habe aus der Zeit, als ich zum ersten Mal auf dieser Basis
war. Allerdings kann ich aufgrund der langen Zeit zwischen meinen
Besuchen bei "Ulla und Paul" und der mit dem Tauchen verbundenen durch
die häufigen hyperbaren N2-Expositionen
ausgelösten
cerebralen Läsionen (Gehirndefekte) und der dadurch verursachten
partiellen
Amnesie (Gedächtnisschwund) keinen genauen Zusammenhang mehr
herstellen.
Allerdings glaube ich mich zu erinnern, dass der heutige Fischreichtum
Ende der 80er so nicht zu
beobachten war. Außedem liegt das "Cap de Creus" in einem
Naturschutzgebiet und ist daher nicht überfischt.
Die Topographie an den Plätzen ist bestimmt durch Steilwände,
Abhänge, Felsformationen und folglich sehr abwechslungsreich. Auch
Sandgründe und mit Posidonia bewachsene Flächen kommen vor.
Zu sehen gibt es wie üblich Zackenbarsche, Octopus, Muränen,
Conger und Langusten. Die letzten beiden haben wir aber nur in Tiefen
unterhalb der magischen 40-Meter-Grenze angetroffen, wo ja bekanntlich
auch der Sensenmann wohnt und den ungehorsamen Tieftaucher mit in sein
Reich nimmt, so wird jedenfalls von der einen oder anderen PADI-Basis
immer wieder erzählt.
Ach ja! Nicht zu vergessen: Auch ein "Wrack" hat das Gebiet zu bieten
(an der Cala Bona), wenn es
auch mit der "Togo", der "Donateur" oder
der "Grec" nicht ganz mithalten kann. Aber man(n) erkennt zumindest noch
Metallteile. Technik und Sicherheit
Die Basis verleiht alles an Ausrüstung, was nötig ist, falls
Bedarf besteht. Diese
Leihausrüstung macht (ohne sie genauer in Augenschein genommen zu
haben, da meinerseits kein Bedarf bestand) einen sehr guten Eindruck.
Es handelt sich um neuwertige Teile, die in einem erkennbar sehr
gepflegten Zustand waren. Die Preise dafür sind insgesamt
angemessen. Das Boot ist ebenfalls in einem Topzustand und entsprechend
ausgestattet: Es befindet sich ein Sauerstoffsystem (Sauerstoffflasche
mit "Demand"-System) an Bord, das eine O2-Versorgung eines Tauchers bis
zum Eintreffen an Land sicherstellt.
Preise
Ein Bootstauchgang kostet 25,- Euro, ab 5 gibt es einen Preisnachlass
von 3 Euronen pro TG. Die Flaschenfüllung für einen
Landtauchgang aus einer der naheliegenden Buchten bzw. direkt an der
Tauchbasis kostet 15 "internationale europäische Kredite" auch
hier wird für Abnehmer größerer Mengen ein Abschlag
gewährt. Es hält sich also
kostenmäßig im Rahmen.
Fazit
Lassen wir doch einfach mal kurz Arnold Schwarzenegger als "Terminator"
zu Wort kommen: "Hasta la vista , baby! I'll be back."