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Hurghada 

Eintauchen in die Spaßgesellschaft  (C) Peter Rachow

Nach fast 3 Jahrzehnten Taucherei war es an mal wieder an der Zeit, etwas Neues zu entdecken. Nach all den Jahren im trüben Baggersee, im kalten Bodensee, auf kleinen, mehr oder weniger desorganisierten Tauchbasen in Griechenland, Spanien, Frankreich oder Malta, den zwei Trips auf einem Albtraumschiff im Mittelmeer und verschiedenen Tauchzielen am Roten Meer sollte gerade in Bezug auf letztere Destination die Entdeckung von Neuland folgen: Eine der "Big 5"-Basen in Hurghada. Für Hurghada hatten wir uns entschieden, weil hier eine Tauchbasis neben der anderen liegt und wir im Falle eines Rauswurfs mehr Auswahl an Alternativen gehabt hätten als in Safaga oder noch weiter südlich.

Die Wahl fiel daher zuerst einmal auf "James & Mac", da meine allerbeste Hälfte dort von fast einem Jahrzehnt die ersten Flossenschläge machte. Also nahm sie gleich Kontakt mir der Basis auf, im Informationszeitalter praktischerweise mit E-Mail.

Die Kommunikation per E-Mail lief reibungsfrei, und man sicherte uns auch zu, gleich am ersten Tag aufgrund unserer Brevetierung (CMS***), unserer Tauchgangszahl p.a. und unserer Taucherfahrung (1000+, 1400+ TG) ohne den obligaten Check-TG gleich an einer Ganztagesausfahrt teilnehmen zu können und nicht die Spezialausfahrt für Neuankömmlinge buchen zu müssen, auf der der Rundum-Check durchgeführt wird und die jeweils später startet und nur einen TG beinhaltet. Dies spricht sicher für die Basis, da das Personal in der Lage ist, ein Brevet einschätzen und ein Logbuch (oder mehrere) lesen zu können.

Am ersten Tag in Ägypten wurden wir also vom kostenlosen Zubringerservice der Basis direkt vor unserem Hotel abgeholt und "checkten" ein. Die üblichen Anmeldeformalitäten waren schnell erledigt. Ab diesem Tag nahmen wir dann an den üblichen Tagesausfahrten teil, die eigentlich nicht näher beschrieben werden müssen, da sie der Leserschaft durchaus bekannt sein dürften.

Die Tauchplätze sind weitestgehend anspruchslos und können auch von Anfängern (weniger als 150 Tauchgänge) problemlos betaucht werden. Selten führte uns ein Tauchgang in mittlere Tiefen von 40 Metern (Tiefenlimit der Basis). Strömung gab es ebenfalls kaum, und wenn, dann nur sehr moderat. Alles in allem, absolutes "Easy Diving" wie es modernerweise heißt.

Das Gebiet der Riffeum Hurghada ist ein typisches Anfängertauchgebiet, entsprechend stellt sich die Unterwasserszenerie dar: Die überwiegende Zahl der Riffe ist durch den extremen jahrzehntelangen Tauchbetrieb massiv geschädigt. Wir konnten beobachten, dass die Boote
zeitweise in 4er-Ketten  an den Ankerseilen der Riffe lagen. Die Taucherzahlen, die man unter Wasser sehen konnte, waren teilweise so hoch, dass man vor Blubberblasen kaum das dahinter liegende Riff erkennen konnte. Laut Informationen eines Basenmitarbeiters verlassen jeden Tag deutlich über 300 Boote die Anlegestellen in Hurghada, um die Taucher für in der Regel zwei Tauchgänge an den einzelnen Riffen abzuladen. Rechnet man jedes Boot zu mindestens 10 Tauchern, so kommt man auf die Anzahl von 6000 Tauchgängen, die pro Tag rund um Hurghada durchgeführt werden müssen.

Hinzu kommen noch die zahllosen "Schnuppertaucher". Hier hat sich ein besonders eigenartiges System etabliert, bei dem ein Baseninstructor mit gleich 2 Opfern an den Armen in Vorhalte durch die Riffe pflügt. Diese Aktivität wird dem Vernehmen nach als "Russenschubsen" bezeichnet und wurde in folgendem Bild exemplarisch festgehalten:

Russenschubsen live. Ohne Worte.

Der Vorteil von "James & Mac" ist bezüglich der Überlastung der Tauchplätze, dass sie sehr früh und noch vor allen anderen Basen ausfahren, daher dann an den Tauchplätzen die ersten sind und man wenigstens beim ersten TG des Tages halbwegs seine Ruhe hat. Auch dies spricht für die Basis, da man hier mitdenkt.

Zum Tauchbetrieb: Dieser ist nahezu perfekt organisiert, es klappt alles reibungslos und mit deutscher Gründlichkeit - vom Abholservice über die Bootslisten bis hin zum Verleih von Ausrüstungsgegenständen. In jedem Fall muss man sowohl der Basisleitung als auch allen Mitarbeitern bescheinigen, dass sie einen sehr guten Service für vernünftiges Geld bieten. Die Tauchpreise sind dabei moderat, z. B. kosten 2 TG/Tag ab 5 TG 41,-€, die Preise fallen dann gestaffelt weiter, je nach Anzahl der getauchten Tage. Preis und Leistung stehen also in einem absolut vernünftigen Verhältnis zueinander. Auch die Verleihausrüstung ist preisgünstig zu haben und, soweit wir das aus der Ferne beurteilen konnten, in einem sehr guten Zustand. 
Bei allen Tauchplatzbesprechungen vor dem Tauchgang konnten die jeweiligen Guides gut die Struktur des Tauchplatzes vermitteln.

Sicherheit: Jeder Diveguide hat einen persönlichen Wenollkoffer dabei, so dass auch die Einleitung einer adäquaten Ersten Hilfe bei einem eventuellen Dekompressionsunfall gewährleistet wäre. Auf den Schiffen konnten wir jeweils auch ein VHF-Funkgerät erkennen, so dass vermutlich auch diesbezüglich die Rettungskette aktiviert werden könnte.

Tauchflaschen: Leider hat die Basis nur 12-Liter-Aluflaschen im Angebot gehabt, die hier das Standardgerät zu sein scheinen. Der Vorteil für die Basis (weniger Korrosionsproblematik beim Eindringen von Wasser) ist der Nachteil des Kunden: Die Flaschen haben einen höchst unangenehmen Auftrieb. In meinem speziellen Fall führte dies dazu, dass ich mit 10kg Bebleiung tauchen musste (Vergleich: Im Trockenanzug im Süßwasser mit 15-Liter-Flasche benötige ich, 89kg, 1,88 m Körpergröße, 8(!) kg Ballast). Auf die Dauer ist dies der Lendenwirbelsäule nicht zuträglich, was sich nach wenigen Tagen an heftigen Rückenschmerzen im LWS-Bereich manifestierte.

(C) Peter Rachow

Aber es gibt natürlich auch Schwächen: Wie bereits erwähnt, sind die Riffe teilweise in einem bemitleidenswerten Zustand und der Fischbestand ist in den letzten 5-10 Jahren deutlich zurückgegangen, wofür aber natürlich die Basis allenfalls indirekt etwas kann. Die Basis kann allerdings durchaus etwas für die Taucheinschränkungen, die nicht akzeptabel sind. Man fragt sich schon, warum man immer wieder die gleichen Verbote und Einschränkungen hören muss, die da lauten: "nicht tiefer als 40 Meter", "keine Dekotauchgänge", etc. etc.

Hier sollte die Basis dringend differenzierter vorgehen und nicht sämtliche Taucher über einen Kamm scheren. Wer im Dekompressionstauchen ausgebildet ist, sollte natürlich auch Deko-TG's durchführen dürfen. Wer in diese Gruppe gehört, ist damit auch hinreichend definiert, CMAS*** und höher fallen sicher darunter, so auch die Ausbildungen der neumodischen "Techverbände" wie "TecRec" et. al., wenn sie einem vernünftigen Standard genügen, was im Einzelfalle zu klären wäre. Hier könnte die Basis gleich in die Weiterbildung einsteigen und die interessierten Taucher hinführen zu einem anspruchsvollen Sporttauchen, wie es in der traditionellen CMAS-Ausbildung verankert ist, statt vorwiegend Kursprogramme amerikanischer Organisationen anzubieten, in denen dieser Themenkomplex hartnäckig ausgeklammert wird.

(C) Peter Rachow

Immerhin kann man vom hohen "Durchsatz" dieser Tauchbasis aber insofern profitieren, dass die große Kundenzahl der Basis die Möglichkeit gibt, sich nach Kräften zu bemühen, die Taucher auf den Booten einigermaßen anhand der jeweiligen Taucherfahrung "zusammenzusortieren", so dass bei der Auswahl der Tauchplätze hierauf dann auch Rücksicht genommen werden kann. Das gelang unserer Beobachtung nach sehr gut.

Auffällig ist zudem, dass das Nitroxtauchen heftig propagiert wird mit der zwar grundsätzlich richtigen Aussage, dass es die Dekompressionsproblematik verringere, aber eben primär mit der Maßgabe, dass es die Nullzeit verlängere. Wer vernünftig ausgebildet ist, wird allerdings verstehen, wie komplex die Zusammenhänge sind und dass Nitrox nicht die Lösung aller Dekompressionsprofile und deren Problematik sein kann, sondern dass das Tauchprofil DER entscheidende Faktor ist. Und dass die Nullzeit auch nicht das allein selig Machende ist. Hier wäre, wie üblich, auch noch eine differenziertere Herangehensweise an die Kundschaft und ihr Wissen und Können (und die Verbesserung desselben) von Nöten.

Und Hinweise auf der Basis und ihren Schiffen, dass Zigarettenqualmerei so ziemlich das Letzte ist, was den Tauchern und dem Tauchen dienlich ist, könnten angesichts des auffällig hohen Anteils von Nikotin-Junkies unter Gästen und Mitarbeitern auch nicht schaden. Sehr unschön ist es, wenn man morgens, während man auf das Aushängen der Bootslisten in der überdachten aber trotzdem nur mehr oder weniger offenen Taucherbar "Shaab Stella" wartet, gleich mal von ein paar Kippenkonsumenten nach allen Regeln der Kunst vollgedampft wird. Hier wäre eine Nichtraucherzone zumindest ein Ansatz, wenn man schon das Rauchen nicht ganz untersagen will. Schließlich hat sich
auch in Deutschland das Rauchverbot für Orte, wo Nichtraucher und Raucher zusammen kommen. endlich durchgesetzt.

(C) Peter Rachow

Fazit: Die 5 Tage in Hurghada waren ideal geeignet zum "Abhängen" wie man dies auf neudeutsch ausdrückt. Das Tauchen hat trotz der unschönen Einschränkungen Spaß gemacht und "richtig" im Meer getaucht wird dann wieder im nächsten Sommer an der Côte d'Azur zu den Wracks wie "Donateur" und "Togo" in Tiefen bis zu 60 Metern und das natürlich dekompressionspflichtig. Die Jungs von " Sub Plongee " würden uns wohl ganz entschieden den Vogel zeigen, wenn wir die "Togo" betauchen (GZ 20 min auf 55m) und später stolz erklärten, wir hätten "gar keine Deko gemacht" sondern seien nach einem "Sicherheitsstopp" gleich an Bord gegangen. Man würde uns von der Basis werfen. Und dafü hätte ich auch Verständnis (C) Peter Rachow . Und bis dahin haben wir ja den einen oder anderen Süßwassersee mit >50m Tiefe quasi direkt vor der Haustür. ;-)

 (C) Peter Rachow
Wenn Sie diese Schrift lesen können, haben Sie die Basis gefunden.

(C) Peter Rachow
Entspannung an Deck
(C) Peter Rachow
Die Bar ist geöffnet (Tipp: Hier gibt es Weizenbier aus Ägypten und das ist gar nicht mal übel!)
(C) Peter Rachow
...welcome to the Hotel California...such a lovely place...
 (C) Peter Rachow
Kleidung in Deutschland
 

(C) Peter Rachow
auch schön hier... ;-))