HurghadaEintauchen in die Spaßgesellschaft![]() |
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Nach fast 3 Jahrzehnten
Taucherei war es an mal wieder an der Zeit, etwas Neues zu entdecken.
Nach
all den Jahren im trüben Baggersee, im kalten Bodensee, auf
kleinen,
mehr oder weniger desorganisierten Tauchbasen in Griechenland, Spanien,
Frankreich oder Malta, den zwei Trips auf einem Albtraumschiff im
Mittelmeer
und verschiedenen Tauchzielen am Roten Meer sollte gerade in Bezug auf
letztere Destination die Entdeckung von Neuland folgen: Eine der "Big
5"-Basen
in Hurghada. Für Hurghada hatten wir uns entschieden, weil hier
eine
Tauchbasis neben der anderen liegt und wir im Falle eines
Rauswurfs
mehr Auswahl an Alternativen gehabt hätten
als in Safaga oder noch weiter südlich.
Die Wahl fiel daher zuerst einmal auf "James & Mac", da meine
allerbeste
Hälfte dort von fast einem Jahrzehnt die ersten
Flossenschläge
machte. Also nahm sie gleich Kontakt mir der Basis auf, im
Informationszeitalter
praktischerweise mit E-Mail.
Die Kommunikation per E-Mail lief reibungsfrei, und man sicherte uns
auch zu, gleich am ersten Tag aufgrund unserer Brevetierung (CMS***),
unserer
Tauchgangszahl p.a. und unserer Taucherfahrung (1000+, 1400+ TG) ohne
den
obligaten Check-TG gleich an einer Ganztagesausfahrt teilnehmen zu
können
und nicht die Spezialausfahrt für Neuankömmlinge buchen zu
müssen,
auf der der Rundum-Check durchgeführt wird und die jeweils
später
startet und nur einen TG beinhaltet. Dies spricht sicher für die
Basis, da das Personal in der Lage ist, ein Brevet einschätzen und
ein Logbuch (oder mehrere) lesen zu können.
Am ersten Tag in Ägypten wurden wir also vom kostenlosen
Zubringerservice
der Basis direkt vor unserem Hotel abgeholt und "checkten" ein. Die
üblichen
Anmeldeformalitäten waren schnell erledigt. Ab diesem Tag nahmen
wir dann an den üblichen Tagesausfahrten teil, die eigentlich
nicht
näher beschrieben werden müssen, da sie der Leserschaft
durchaus
bekannt sein dürften.
Die Tauchplätze sind weitestgehend anspruchslos und können
auch von Anfängern (weniger als 150 Tauchgänge) problemlos
betaucht
werden. Selten führte uns ein Tauchgang in mittlere Tiefen von 40
Metern (Tiefenlimit der Basis). Strömung gab es ebenfalls kaum,
und
wenn, dann nur sehr moderat. Alles in allem, absolutes "Easy Diving"
wie
es modernerweise heißt.
Das Gebiet der Riffeum Hurghada ist ein typisches
Anfängertauchgebiet,
entsprechend stellt sich die Unterwasserszenerie dar: Die
überwiegende
Zahl der Riffe ist durch den extremen jahrzehntelangen Tauchbetrieb
massiv
geschädigt. Wir konnten beobachten, dass die Boote
zeitweise
in 4er-Ketten
an den
Ankerseilen der Riffe
lagen. Die Taucherzahlen, die man unter Wasser sehen konnte, waren
teilweise
so hoch, dass man vor Blubberblasen kaum das dahinter liegende Riff
erkennen
konnte. Laut Informationen eines Basenmitarbeiters verlassen jeden Tag
deutlich über 300 Boote die Anlegestellen in Hurghada, um die
Taucher
für in der Regel zwei Tauchgänge an den einzelnen Riffen
abzuladen.
Rechnet man jedes Boot zu mindestens 10 Tauchern, so kommt man auf die
Anzahl von 6000 Tauchgängen, die pro Tag rund um Hurghada
durchgeführt
werden müssen.
Hinzu kommen noch die
zahllosen
"Schnuppertaucher". Hier hat sich ein besonders eigenartiges System
etabliert,
bei dem ein Baseninstructor mit gleich 2 Opfern an den Armen in
Vorhalte
durch die Riffe pflügt. Diese Aktivität wird dem Vernehmen
nach
als "Russenschubsen" bezeichnet und wurde in folgendem Bild
exemplarisch
festgehalten:
Der Vorteil von "James
& Mac" ist bezüglich der Überlastung der
Tauchplätze,
dass sie sehr früh und noch vor allen anderen Basen ausfahren,
daher
dann an den Tauchplätzen die ersten sind und man wenigstens beim
ersten
TG des Tages halbwegs seine Ruhe hat. Auch dies spricht für die
Basis,
da man hier mitdenkt.
Zum Tauchbetrieb: Dieser ist nahezu perfekt organisiert, es klappt
alles reibungslos und mit deutscher Gründlichkeit - vom
Abholservice
über die Bootslisten bis hin zum Verleih von
Ausrüstungsgegenständen.
In jedem Fall muss man sowohl der Basisleitung als auch allen
Mitarbeitern
bescheinigen, dass sie einen sehr guten Service für
vernünftiges
Geld bieten. Die Tauchpreise sind dabei moderat, z. B. kosten 2 TG/Tag
ab 5 TG 41,-€, die Preise fallen dann gestaffelt weiter, je nach
Anzahl der
getauchten Tage. Preis und Leistung stehen also in einem absolut
vernünftigen
Verhältnis zueinander. Auch die Verleihausrüstung ist
preisgünstig
zu haben und, soweit wir das aus der Ferne beurteilen konnten, in einem
sehr
guten Zustand.
Bei allen Tauchplatzbesprechungen vor dem Tauchgang konnten die
jeweiligen Guides gut die Struktur des Tauchplatzes vermitteln.
Sicherheit: Jeder
Diveguide
hat einen persönlichen Wenollkoffer dabei, so dass auch die
Einleitung
einer adäquaten Ersten Hilfe bei einem eventuellen
Dekompressionsunfall
gewährleistet wäre. Auf den Schiffen konnten wir jeweils auch
ein
VHF-Funkgerät erkennen, so dass vermutlich auch diesbezüglich
die
Rettungskette aktiviert werden könnte.
Tauchflaschen: Leider
hat
die Basis nur 12-Liter-Aluflaschen im Angebot gehabt, die hier das
Standardgerät
zu sein scheinen. Der Vorteil für die Basis (weniger
Korrosionsproblematik
beim Eindringen von Wasser) ist der Nachteil des Kunden: Die Flaschen
haben
einen höchst unangenehmen Auftrieb. In meinem speziellen Fall
führte
dies dazu, dass ich mit 10kg Bebleiung tauchen musste (Vergleich: Im
Trockenanzug
im Süßwasser mit 15-Liter-Flasche benötige ich, 89kg,
1,88
m Körpergröße, 8(!) kg Ballast). Auf die Dauer ist dies
der Lendenwirbelsäule nicht zuträglich, was sich nach wenigen
Tagen an heftigen Rückenschmerzen im LWS-Bereich manifestierte.
Aber es gibt
natürlich
auch Schwächen: Wie bereits erwähnt, sind die Riffe teilweise
in einem bemitleidenswerten Zustand und der Fischbestand ist in den
letzten
5-10 Jahren deutlich zurückgegangen, wofür aber
natürlich
die Basis allenfalls indirekt etwas kann. Die Basis kann allerdings
durchaus
etwas für die Taucheinschränkungen, die nicht akzeptabel
sind.
Man fragt sich schon, warum man immer wieder die gleichen Verbote und
Einschränkungen
hören muss, die da lauten: "nicht tiefer als 40 Meter", "keine
Dekotauchgänge",
etc. etc.
Hier sollte die Basis dringend differenzierter vorgehen und nicht sämtliche Taucher über einen Kamm scheren. Wer im Dekompressionstauchen ausgebildet ist, sollte natürlich auch Deko-TG's durchführen dürfen. Wer in diese Gruppe gehört, ist damit auch hinreichend definiert, CMAS*** und höher fallen sicher darunter, so auch die Ausbildungen der neumodischen "Techverbände" wie "TecRec" et. al., wenn sie einem vernünftigen Standard genügen, was im Einzelfalle zu klären wäre. Hier könnte die Basis gleich in die Weiterbildung einsteigen und die interessierten Taucher hinführen zu einem anspruchsvollen Sporttauchen, wie es in der traditionellen CMAS-Ausbildung verankert ist, statt vorwiegend Kursprogramme amerikanischer Organisationen anzubieten, in denen dieser Themenkomplex hartnäckig ausgeklammert wird.
Immerhin kann man
vom hohen "Durchsatz" dieser Tauchbasis aber insofern profitieren, dass
die große Kundenzahl der Basis die Möglichkeit gibt, sich
nach
Kräften zu bemühen, die Taucher auf den Booten
einigermaßen
anhand der jeweiligen Taucherfahrung "zusammenzusortieren", so dass bei
der
Auswahl der Tauchplätze hierauf dann auch Rücksicht genommen
werden
kann. Das gelang unserer Beobachtung nach sehr gut.
Auffällig ist zudem, dass das Nitroxtauchen heftig propagiert
wird mit der zwar grundsätzlich richtigen Aussage, dass es die
Dekompressionsproblematik
verringere, aber eben primär mit der Maßgabe, dass es die
Nullzeit
verlängere. Wer vernünftig ausgebildet ist, wird allerdings
verstehen, wie komplex die Zusammenhänge sind und dass Nitrox
nicht
die Lösung aller Dekompressionsprofile und deren Problematik sein
kann, sondern dass das Tauchprofil
DER
entscheidende Faktor ist. Und
dass die Nullzeit auch nicht das allein selig Machende ist. Hier
wäre,
wie üblich, auch noch eine differenziertere Herangehensweise an
die
Kundschaft und ihr Wissen und Können (und die Verbesserung
desselben)
von Nöten.
Und Hinweise auf der Basis und ihren Schiffen, dass Zigarettenqualmerei
so ziemlich das Letzte ist, was den Tauchern und dem Tauchen dienlich
ist,
könnten angesichts des auffällig hohen Anteils von
Nikotin-Junkies
unter Gästen und Mitarbeitern auch nicht schaden. Sehr
unschön
ist es, wenn man morgens, während man auf das Aushängen der
Bootslisten
in der überdachten aber trotzdem nur mehr oder weniger offenen
Taucherbar
"Shaab Stella" wartet, gleich mal von ein paar Kippenkonsumenten nach
allen
Regeln der Kunst vollgedampft wird. Hier wäre eine
Nichtraucherzone
zumindest ein Ansatz, wenn man schon das Rauchen nicht ganz untersagen
will. Schließlich hat sich
auch in Deutschland
das Rauchverbot
für Orte,
wo Nichtraucher und Raucher zusammen kommen. endlich durchgesetzt.
Fazit: Die 5 Tage
in Hurghada waren ideal geeignet zum "Abhängen" wie man dies auf
neudeutsch
ausdrückt. Das Tauchen hat trotz der unschönen
Einschränkungen
Spaß gemacht und "richtig" im Meer getaucht wird dann wieder im
nächsten Sommer an der Côte d'Azur zu den Wracks wie
"Donateur"
und "Togo" in Tiefen bis zu 60 Metern und das natürlich
dekompressionspflichtig.
Die Jungs von "
Sub Plongee
" würden uns
wohl ganz entschieden den Vogel zeigen, wenn wir die "Togo" betauchen
(GZ
20 min auf 55m) und später stolz erklärten, wir hätten
"gar
keine Deko gemacht" sondern seien nach einem "Sicherheitsstopp" gleich
an
Bord gegangen. Man würde uns von der Basis werfen. Und dafü
hätte
ich auch Verständnis
. Und bis dahin haben wir ja den einen oder anderen
Süßwassersee
mit >50m Tiefe quasi direkt vor der Haustür. ;-)
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